Gewerkschaftsarbeit – und was wir tun müssen!

Gewerkschaftsarbeit – und was wir tun müssen!

Die Gewerkschaft ist ein Organ der Arbeiterklasse. Sie soll ihre ökonomischen Interessen vertreten und einfordern. Sie ist eine Massenorganisation und in ihr vereinigen sich Interessensströmungen unterschiedlichster Couleur.

Zum einen an der Basis ist der Arbeiter. Er hat erkannt, dass er in einem unmittelbaren Ausbeutungsverhältnis steht, er hat ein grobes Empfinden dafür, dass das was er monatlich ausgezahlt bekommt, nicht dem entspricht, was er tatsächlich an Arbeitskraft aufwendet um reale Werte, in welcher Form auch immer, zu schaffen. Ihm wiederfährt häufig Repression seitens der Firmenleiter u.a. das Verhindern der Bildung von Betriebsräten, die Bestechung von Arbeitern, Abmahnungen als Druckmittel schneller/ intensiver zu arbeiten, rigides Überwachen der Arbeitsprozesse, gezieltes Schüren von Konkurrenzdenken, weglassen der Pausenzeiten und unbezahltes Mehrarbeiten. Das sind nur einige Möglichkeiten von vielen mehr, die der Kapitalist nutzen kann um seinen Profit zu steigern und natürlich gelten diese nicht nur für einige spezielle Firmen oder Branchen, nein es ist das Hauptcharakteristikum des Kapitalismus. Es ist egal ob es sich um einen Kapitalisten eines kleinen, mittelständigen oder großen Unternehmens handelt, sie alle sind gezwungen sich die Profite über den Arbeiter zu holen, da nur die Arbeiter Werte schaffen!

Hat der Arbeiter erst einmal erkannt welche Position er in dieser Gesellschafft einnimmt, so hat er auch ein Klassenbewusstsein („Die da oben und ich da unten.“). Es muss also eine Plattform geben, in welcher er sich organisieren kann zusammen mit Leuten gleichen Interesses. Dies ist die Gewerkschaft.

Daraus kanalisieren sich folgende Forderungen der Arbeiterklasse aus der Stellung in der Produktion heraus: Schluss mit der Arbeitshetze, Schluss mit dem gegeneinander Ausspielen (z.B. ausgebauter Kündigungsschutz, unbefristete Arbeitsverträge, Renteneintrittsalter von 62, Erhalt der 38,5 Std. Woche, gnadenloses Offenlegen von Verstößen u.v.a.). Sollte man also die Hauptaufgabe einer gemeinsamen Plattform bestimmen, so sollte man den kleinsten gemeinsamen Vielfachen nennen und da im Kapitalismus alles als Ware gehandelt wird, selbst unsere Arbeitskraft, so müsste also die Hauptaufgabe heißen: Den Wert unserer Arbeitskraft so teuer wie möglich an den Kapitalisten zu verkaufen!

Wie sieht es in der Realität aus? Die Löhne sinken weiter, es werden weiterhin Sparten und Bereiche innerhalb einer Firma ausgegliedert und zu weit aus niedrigeren Konditionen wieder eingestellt, ganze Belegschaften entlassen und mit für den Kapitalisten billigeren Leiharbeitern besetzt, Urlaubstage gestrichen und Weihnachtsgelder gekürzt, sofern es diese überhaupt noch gibt.

Und was wird dagegen seitens der Gewerkschaft getan? Viel zu oft werden bloß Kompromisse ausgehandelt, die immer einen Verlust für den Arbeiter bedeuten. Tarifverhandlungen sind immer eine Farce ihrer selbst, selbstbewusstes Auftreten der Gewerkschaft Fehlanzeige. Sie zeigt sich zwar als Vertreter der Arbeiter, doch in Form eines Bittstellers. Der die Raubzüge der Kapitalisten in unwichtigen Punkten abmildert und dies, aber auch erzielte Lohnerhöhungen von 1,2% z.B. den Arbeitern noch als Erfolg verkauft.

Werden Streiks organisiert, so sind sie meist lächerlich. Als Beispiel eine Druckerei, dessen Belegschaft auf Grund erneuter Haustarifverhandlungen in den Streik trat. Gewählt wurde von Gewerkschaft und Betriebsrat ein Tag, an welchen keine großen Aufträge von bekannten Wochenzeitschriften gedruckt wurden, da die Gefahr bestünde diese „wichtigen Auftraggeber“ ansonsten zu verlieren und dem Unternehmen mit diesem Ausfall Schaden zuzufügen. Welches Gewicht hat dann dieser Streik? Keines. Außer, dass er die Arbeiterschaft demoralisiert, sie sich fragt zu was Gewerkschaftsarbeit, in diesem Falle der Streik, überhaupt nütze ist?

Wenn man sich die Arbeitskämpfe der letzen 10- 15 Jahre in der BRD rückblickend anschaut, so stellt dies nichts Neues da. Es macht nicht nur den Anschein gewollt zu sein, sondern es ist es tatsächlich. Die höheren Funktionäre der Gewerkschaften haben gar nicht die Absicht im Sinne der Arbeiter zu handeln. Meistens haben sie eine beispielhafte Vita, u.a. sind sie Studierte ohne wirklich jemals richtigen Kontakt zur Arbeiterklasse gehabt zu haben. Sie arbeiten hauptberuflich für die Gewerkschaft und haben dort auch „Karriere“ gemacht. Sie kommen aus dem sozialdemokratischen Milieu wie der SPD/ Linkspartei oder fühlen sich ihr und ihren „demokratischen Grundsätzen“ eng verbunden. Für sie stellt sich nicht die Frage vom Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital. Sondern wie der Standort Deutschland Hand in Hand mit der Bourgeoisie gehalten werden kann, ein Klassenkompromiss der immer zu Lasten der Lohnabhängigen führt. Ist es ein Erfolg, dass statt 15.000 Stellen bloß 10.000 gestrichen werden oder dass man 1,5 % mehr Lohn in der Tasche hat, bei 4% „offizieller“ Inflationsrate? Nicht zu vergessen, dass sich jede Lohnerhöhung durch die Hintertür wieder einstreichen lässt (unbezahlte Mehrarbeit, Kürzung der Urlaubstage, des Weihnachtsgeldes oder Wegfall der Schichtzulagen).

Erst einmal ist Gewerkschaftsarbeit vor Ort, also in den Betrieben immer fortschrittlich. Sie setzt sich unmittelbar mit den Verhältnissen im Betrieb auseinander und versucht diese zu verbessern, bestehende Missstände aufzuzeigen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dem Arbeiter werden dann, falls er in den Betriebs- bzw. Personalrat (der Auszubildende in die JAV) gewählt ist, gewisse Rechte zu gestanden. Soll heißen, er hat einen ausgeweiteten Kündigungsschutz, darf sich einen bezahlten Tag in der Woche für Gewerkschaftsarbeit nehmen und bekommt auf Grund seiner Stellung auch mehr Lohn. Auf der Umkehrseite bedeutet das für den Kapitalisten natürlich auch einen Arbeitszeitausfall in welcher das Betriebsratsmitglied dem Kapitalisten keine profitablen Werte schafft, sondern im besten Falle gegen ihn und seinen Profitzwang handelt.

Grundsätzlich hat der Betriebsrat immer die Tendenz ein schadhaftes Element für den Kapitalisten zu sein, wenn dieser aus progressiven Kollegen besteht. Im schlimmsten Falle jedoch nutzt der Kapitalist diese vorhandene Struktur für sich, indem er besonders engagierte Mitglieder des Betriebsrates systematisch besticht. Damit das Betriebsratsmitglied die Arbeiter hintergeht und in den Schlaf singt, muss der Kapitalist ihn regelmäßig bestechen, in Form von Geld, Annehmlichkeiten, mehr Urlaubstagen etc. Die Folge dessen ist, dass sich das Bewusstsein des Bestochenen verändert hat, von nun an plagen ihn keine Existenzängste mehr, von nun an betreibt er als Arbeiter das Handwerk des Kapitalisten und verrät damit die Arbeiter, ihre Forderungen, ihre Sorgen und Nöte. Von nun an ermuntert er mit kämpferischen Reden die Arbeiter, unterm Strich zum Nichts-tun auf. Die Arbeiter wissen, dass der Kapitalist nicht in ihrem Interesse handelt und auch nicht der Betriebsrat. Doch Kämpfen tun sie auch nicht, weil sie denken, dass ihr Kampf nichts bringt. Aber sie sehen nur selten, „dass ihr Kampf nichts bringt“, weil der Betriebsrat sie mit falschen Mitteln in die falsche Richtung führt. Das kommt davon, wenn man nur dem Wort glaubt und nicht sein Wort an seinen Taten misst. Das gilt für den Betriebsrat im gleichen Maße, wie für die Gewerkschaft insgesamt.

Was bedeutet dies nun für alle, die gezielt die objektiven Interessen der Arbeiter in ihren Betrieben verwirklichen wollen?

Uns muss klar werden, dass die Gewerkschaft der Ort ist an dem unsere Interessen und die unserer Kollegen sich überschneiden, wo wir nicht alleine sind, sondern gemeinsam eine Plattform haben. Uns muss im gleichen Maße klar sein, dass bestochene Arbeiteraristokraten weder die Gewerkschaft noch den Betriebsrat so ausrichten wird, dass diese für unsere gemeinsamen Interessen kämpfen und Errungenschaften verteidigen.

Wir müssen in dem Falle also selbst das Heft in die Hand nehmen. Den Betriebsrat genauestens kontrollieren und selbst bei ihm unseren Forderungen Nachdruck verleihen. Sollten die Möglichkeiten bestehen, aufrichtige Kollegen, die durch ihre Taten und Ehrlichkeit glänzen und nicht durch das größte „Maul“ in den Betriebsrat zu wählen, sollte man dies tun. Es gilt auch hier das Kredo: Taten statt Worte!

Genau wie mit jeder Lohnkürzung uns der Kapitalist einen Schlag versetzt muss jeder Streik, ein Schlag gegen ihn sein und ihn dort Treffen, wo es ihm am meisten schmerzt! Nur wir Arbeiter schaffen Werte! Kapital und Boden können dies nicht. Deshalb können wir mit unserem Streik die gesamte Produktion lahm legen, jede Forderung durchdrücken und jede Lüge („notwendige“ Lohnkürzung, Verlagerung der Produktion ins Ausland etc.) vom Tisch fegen! Dafür müssen wir alle Formen des Streiks einsetzen, denn es geht um unseren Arbeitsplatz und unser Überleben!

Unser Ziel sollte es deshalb sein: Möglichst viele Kollegen über diese Situation aufzuklären, in die Gewerkschaft zu holen und sie wieder als unser Verteidigungsinstrument auszurichten! Wir dürfen den Lügen über einen „Betriebsfrieden“ nicht Glauben schenken, der Kapitalist führt immer einen Feldzug gegen die Arbeiter und ihren Lohn! Lasst uns nun also zur Wehr setzen, dabei kommt es auf die Tat jedes Einzelnen an!

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