Aspekte der Armut von Frauen

Seit der Spekulantenkrise, der Finanz- und Wirtschaftskrise der „Sozialen Marktwirtschaft“, stieg die Zahl der Arbeitslosengeld-II-Empfängerinnen und -Empfänger in Bremen von November 2008 bis April 2010 um nahezu 4.000 auf über 54.000 Menschen an. Bis Dezember 2010 gab es einen Rückgang um knapp 2.000 Menschen. In Bremerhaven schwankt die Zahl der Empfänger/innen zwischen 15.000 (2009) und 15.340 (2010). Im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten befindet sich die Seestadt in der mit Abstand schwierigsten sozialen Lage. Der Anteil der ALG II-  bzw. Hartz-IV- Empfängerinnen und -Empfänger liegt mit 202 Menschen pro 1.000 Einwohner/innen weit höher als in Rostock, Wilhelmshaven oder Offenbach am Main.

 

Von Armut (- im Sinne der Hartz-Gesetze -)  betroffen waren in Bremen im Dezember 2010 kaum mehr Frauen (26.707) als Männer (26.091). In Bremerhaven waren es zum gleichen Zeitpunkt kaum mehr Männer (7.517) als Frauen (7.413).

 

Frauen sind insgesamt in größerem Umfang von Armut betroffen als Männer. Ihre Armutsgefährdungsquote ist um einiges höher als die der Männer. Dies hat in erster Linie mit Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten auf dem Arbeits- und Menschenmarkt und bei der Verteilung von bezahlter und unbezahlter (Reproduktions-) Arbeit zu tun.

 

Die niedrigen Arbeitslöhne vieler Frauen sind nicht allein mit der Entstehung eines breiten Niedriglohnsektors zu erklären. Über alle Qualifikationsstufen hinweg beträgt der Lohnabstand zu den Männern im „Durchschnitt“ rund 23 Prozent. Die Hälfte dieses Unterschiedes lässt sich durch vorsätzliche Lohndiskriminierung erklären.  –

 

Mit 23 Prozent Lohnabstand zwischen Frauen und Männern gehört die Deutschland AG in der Europäischen Union (- der „Sozialen Marktwirtschaft“ der Bourgeoisie und Aktionäre -) zu den ›Schlusslichtern‹.

 

Zur Beseitigung der verbindlichen Tarifverträge in der Deutschland AG.

 

Die Reichweite von Tarifverträgen ist seit 1998 von 68 Prozent auf 56 Prozent der Beschäftigten im Jahr 2009 in Westdeutschland gesunken. 36 Prozent der Beschäftigten in Westdeutschland und 49 Prozent der Beschäftigten in Ostdeutschland arbeiten ohne Tarifvertrag. Für diese Menschen gibt es keine Mindeststandards. Die fehlenden Untergrenzen wirken sich vor allem zulasten von Frauen aus. Im Jahr 1995 erhielten noch 25 Prozent [- eine Untertreibung] der beschäftigten Frauen Niedriglöhne, so waren es 2007 bereits 29 Prozent [- ebenso, eine Untertreibung, gemessen an der geringen Mindestlohn-Forderung des DGB von z. Z.  „8,50 Euro“; – für Armutslöhne und Altersarmut.]. Der Anteil der Männer im Niedriglohnbereich (- auf der analogen Bewertungsebene -) lag 2007 im Vergleich bei 14 Prozent.  – 

 

Fakt ist: Zwei Drittel aller Niedriglöhner/innen in Deutschland sind Frauen.

 

In den beiden Großstädten Bremen und Bremerhaven liegt der Lohnabstand zwischen Frauen und Männern mit 26 Prozent noch weit über dem „Durchschnitt“ in Deutschland insgesamt. Zudem ist der Lohnabstand in den anderen deutschen Großstädten mit „durchschnittlich“ zwölf Prozent deutlich geringer als in Bremen und Bremerhaven. 

 

Sowohl hoch qualifizierte Frauen wie auch die prekär beschäftigten Frauen in Bremen und Bremerhaven, beziehen vergleichsweise noch geringere Arbeitslöhne als Frauen in anderen deutschen Großstädten – im Vergleich zu den in Bremen vergleichsweise höher bezahlten Männern. Bei den geringfügig Beschäftigten, u.a. in so genannten „Minijobs“, hat Bremen im Vergleich aller Bundesländer die höchsten Anteile insgesamt.

 

Gewerkschaftliche -reformistische- Aufgaben – einschließlich der Stammbelegschaften:

 

Zum Ausgleich des Lohnabstands zwischen Frauen und Männern – und zur Stärkung ihrer Position in der noch bestehenden kapitalistischen Gesellschaftsordnung – müssen die Mitglieder der Gewerkschaften für gerechtere Lohnstrukturen sorgen. Die diskriminierenden Beschäftigungsverhältnisse und ungleichen Arbeitsentgelte müssen von den Gewerkschaften gemeinsam mit den Beschäftigten in den Firmen und Betrieben überwunden werden. Die in EU-Europa einmalige Hundtsche BDA-Niedriglohnstrategie und deren analoge Lobby-Regierungs-BA-Strategie, der zurückliegenden Jahrzehnte, überwiegend ausgetragen zu (physischen und psychischen) Lasten der Frauen, muss jetzt beendet werden, – um Lohnarmut und Einkommensarmut, Familienarmut  und Altersarmut in Deutschland zu beseitigen.

  

 

Quelle vgl.: Arbeitnehmerkammer [?] Bremen. Schwerpunkt: Armut von Frauen in Bremen. Bericht zur sozialen Lage. Abgeschlossen im Mai 2011. Von Petra Buhr, Elke Heyduck, Ralf Lorenzen, Barbara Rinken, Paul M. Schröder, Thomas Schwarzer, Martina Kedenburg, Hanna Mollenhauer, Nathalie Sander, Marlies Schuldt, Jörg Möhlenkamp, Kay Michalak.

http://www.arbeitnehmerkammer.de/cms/upload/Publikationen/Jahrespublikationen/Berichte_soziale_lage/Bericht zur sozialen Lage 2011_webVersion.pdf


Siehe hier, u. a.:

– Armut von Frauen durch Bildungsarmut und prekäre Positionen im Arbeitsmarkt

– Der Blick der Armutsforschung

– Armut und Alleinerziehen

– Alltägliche Armut – junge Frauen, Alleinerziehende, Ältere

– Zahlen, Daten, Fakten zur Armut im Land Bremen

 

12.07.2011, Reinhold Schramm

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