DGB: Regierung provoziert Altersarmut

Zum Referentenentwurf der Bundesregierung zum so genannten Alterssicherungsstärkungsgesetz erklärte Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied, am Donnerstag in Berlin:

Die geplanten Ansätze der Bundesregierung zur Bekämpfung von Altersarmut sind völlig unzureichend und provozieren Altersarmut, statt sie zu bekämpfen. Das ohnehin weitgehend wirkungslose Zuschussrenten-Programm wird geradezu irrsinnig, wenn die Bundesregierung den Beitragssatz für das Jahr 2013 auf 19,0 Prozent senkt. Mit einer Beitragssatzsenkung würde die Koalition billigend in Kauf nehmen, dass die Renten für die jungen Generationen um rund 20 Prozent sinken. Es wäre absolut unverantwortlich, die Rücklagen aufzubrauchen und sie nicht zur Bekämpfung der drohenden Altersarmut einzusetzen.

Wenn das von der Bundesregierung für 2030 geplante, auf 43 Prozent abgesenkte Rentenniveau schon heute gelten würde, betrüge die Durchschnittsrente für Männer statt 868 Euro nur noch ca. 746 Euro. Die Durchschnittsrente von Frauen würde weit unter Grundsicherungsniveau liegen. Das würde bedeuten, dass künftige Generationen selbst bei durchschnittlichen Erwerbsbiografien im Alter weitgehend auf Zuschüsse oder Sozialhilfe angewiesen wären.

Die kurzfristige Entlastung für die Beitragszahler würde {…} als Bumerang im Alter zurückkommen. Aufgrund der meist unsteten Erwerbsbiografien mit einem hohen Anteil atypischer Beschäftigung [Erwerbsarbeit] und oftmals geringen Löhnen ist es ohnehin schwerer, sich eine anständige [auskömmliche] und eigenständige [menschenwürdige] Altersicherung aufzubauen. Eine Beitragssenkung würde dabei nicht helfen: Für ein paar Euro im Monat lässt sich keine Privatrente finanzieren.

Die Nachhaltigkeitsrücklage wäre dagegen durch eine Beitragssenkung selbst bei optimistischen Wirtschaftsannahmen in wenigen Jahren nahezu leer geräumt. Der Beitrag müsste dann in einem Schritt extrem erhöht werden, nur um die Handlungsfähigkeit der Rentenversicherung nicht zu gefährden. Das Rentenniveau würde trotzdem weiter abstürzen.

Wir [der DGB-Bundesvorstand] fordern von der Bundesregierung, auf eine kurzsichtige Beitragssenkung zu verzichten, um eine nachhaltige Stärkung der Altersicherung zu ermöglichen. Wir wollen eine Demografie-Rücklage aufbauen, damit sich auch die jungen Generationen auf eine anständige Rente verlassen können. Der Rentenbeitrag darf deshalb nicht gesenkt werden. Stattdessen sollte die Rücklage der Rentenversicherung deutlich ausgeweitet werden. So können die nötigen Spielräume für eine sichere Rente geschaffen werden.“ (Vgl.) [1]

Quelle: [1] DGB – Bundesvorstand, Pressemitteilung 128 – 09.08.2012 | Regierung provoziert Altersarmut. Erklärung von Annelie Buntenbach zum Referentenentwurf der Bundesregierung zum sog. Alterssicherungsstärkungsgesetz.

http://www.dgb.de/presse/++co++1414e496-e214-11e1-af67-00188b4dc422

Info.-Empfehlung

A) Guter Lohn für gute Rente

http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/kombilohn/schramm2.pdf

B) Aspekte zu den BDI-BDA-Kapital- und Wirtschaftsinteressen

http://www.labournet.de/diskussion/arbeitsalltag/bildung/schramm.pdf

10.08.2012, Reinhold Schramm (Bereitstellung)

//