Was kann die Frauen wirklich befreien?
Die Frage der Frauenbefreiung ist im bürgerlichen Bewusstsein tief und fest mit dem bürgerlichen Feminismus verbunden. Einst hat diese Bewegung mal eine positive Rolle gespielt. Schließlich hieß es in der BRD in den 1950er, 1960er und auch noch in den 1970er Jahren in vielen Familien: „Du bist doch ein Mädchen und brauchst keinen Beruf zu lernen!“ Heutzutage dürfen die Mädchen genauso um einen Ausbildungsplatz ringen und Berufe lernen, wie auch die Jungs und dabei genauso für die Kapitalisten arbeiten, allerdings im Durchschnitt für noch weniger Lohn.
Aber hat das die arbeitenden Frauen wirklich befreit? Die Doppelbelastung durch Kinder- und Altenpflege zu Hause, die Familienpflege – das alles bleibt fast unangetastet. Die Frauen in der BRD arbeiten weiterhin überwiegend in niederen Positionen, oft unter der so genannten Armutsgrenze, erhalten im Durchschnitt weniger Lohn als Männer. Prostitution als Handel mit dem Körper der Frauen, Sexismus, Altersarmut durch die Kinderpflege und andere altbekannte Tatsachen lassen die Frauen weiterhin von Männern abhängig sein. Dies ist unter kapitalistischen Verhältnissen auch nicht verwunderlich. Angesichts des Einkommensunterschiedes bedarf es wenig Fantasie sich vorzustellen, wer in einer Partnerschaft die Oberhand hat, wenn es darum geht die hohen Mieten zu bezahlen und dem Nachwuchs „etwas bieten zu können“.
Die Tatsache, dass dem BRD-Staatsapparat nun eine Bundeskanzlerin vorsteht, ändert daran überhaupt nichts. Auch Margaret Thatcher oder Katharina die Große haben nichts an der Lage der Frauen in den entsprechenden Ländern geändert (und wenn, dann nur zum Schlimmeren).
Feministinnen kritisieren vor allem die Lage der Frau in muslimischen Ländern. Ist das aber in den reichen, imperialistischen Ländern in denen sich alte Männer Sexsklavinnen bestellen wirklich besser? Sind die Feministinnen da etwa voreingenommen und überhöhen die „westliche Kultur“?
Wo liegt nun das Problem des bürgerlichen Feminismus?
Das Hauptproblem der bürgerlichen Feministinnen liegt in ihrer Grundanschauung, sie folgen einer idealistischen Betrachtungsweise. Dies wirkt sich deutlich nicht nur auf die Denkweise, sondern auch auf die Handlungsweise der Feministinnen aus.
Sie erkennen richtig, dass wir seit Beginn der geschriebenen Geschichte im Patriarchat leben (in der Urgesellschaft herrschte noch das Matriarchat). Und worin liegt für sie der Grund des Patriarchats?
Laut der Feministinnen in den Vorstellungen und Ideen der Männer, dass sie denken „besser“ zu sein als Frauen, dass sie ein angeborenes Recht auf die Macht haben. Jawohl, diese Vorstellung existiert in der Gesellschaft. Früher wurde diese Vorstellung religiös begründet: Denn Gott habe die Frau nur als „Helferin“ des „Menschen“ ( = des Mannes) erschaffen, und zwar aus dessen Rippe.
Heute wo der Einfluss der Religion in den imperialistischen Kernländern gesunken ist, wird diese Idee hingegen oft biologisch oder pseudowissenschaftlich begründet, mit deutlich unzureichenden Beweisen. Angeblich sei das Männergehirn besser ausgerichtet als das der Frau und Frauen seien biologisch dazu bestimmt, den Männern nur zu dienen.
Nach der Ansicht der bürgerlichen Frauenbewegungen ist die erniedrigte Lage der Frau nur die Folge dieser Vorstellung. Deswegen müsse sich die Vorstellung ändern. Die Frau soll von nun an anders denken. Sie soll eine andere Wahl treffen. Sie soll innerlich stark sein, sich gegen Angriffe und sexuellen Missbrauch wehren, sie soll einen guten Job finden und sich nicht der Familienpflege widmen. Also am besten keine Kinder haben, es sei denn, die Frau verdient so viel, dass sie sich das Kind leisten kann (inklusive Fremdbetreuung oder ein paar Jahren Auszeit auf der Arbeit). Die Männer sollen ihren Frauen im Haushalt und bei der Kinderbetreuung helfen (was die Männer oft mit Erfolg ignorieren). Die Gesellschaft soll für starke Frauen Möglichkeiten eröffnen. Und Sexismus in den Massenmedien ist verpönt!
Feministinnen greifen dafür gerne zur Psychologie: so z.B. das berühmte feministische Buch von Ute Erhardt „Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin: Warum Bravsein uns nicht weiterbringt“. Darin erzählt sie uns ausschließlich davon, wie sich die Frau verhalten soll. Ups, die Frau SOLL schon wieder etwas! Ist es nicht lustig, dass gerade die Opfer der Gesellschaft etwas tun sollen, an der Gesellschaft selbst hingegen nichts verändert werden soll?
Diese Ideen scheitern ständig. Sexismus wird aus Zeitschriften verbannt, aber man sieht ohne Ende nackte Frauenkörper im Internet, in der Schule werden Mädchen und Jungs gleich behandelt, aber in der Freizeit der Kinder nicht. Selbst die Gleichbehandlung in den Schulen stößt auf Widerstand, denn nach Meinung besorgter Eltern brauchen Jungs „besondere“ Behandlung, weil sie „von Natur“ aus aggressiv und beweglich seien (und Mädchen angeblich nicht).
Müssen sich Frauen ihre Rechte auf das was Männer selbstverständlich erhalten erst durch Stärke „verdienen“ und was ist mit denen, die diese Stärke unter kapitalistischen Verhältnissen nicht aufbringen können? Diejenigen, die einfach Kinder haben wollen, am besten, drei oder vier? Die sich zu ihrem Mann verbunden fühlen und nicht merken können oder wollen, dass sie vom Mann auch finanziell abhängig sind? Was ist mit der großen Mehrheit von Frauen, die wie alle Werktätigen nicht zu dem kleinen elitären Kreis gehören? Die wohl nach Logik der Feministinnen den falschen Beruf „gewählt“ haben, obwohl es für die Arbeiterklasse und Werktätigen keine wirkliche Wahl gibt.
Ja, diese Frauen sind dann wohl selbst schuld! Die wollen es wohl so und können ruhig weiter in ihrem versklavten Zustand leben, da sie nicht den tollen Ideen der bürgerlichen Feministinnen folgen.
Warum scheitern die Ideen der Feministinnen? Weil die idealistische Ansichtsweise im echten Leben nicht funktioniert.
Die Lage der Frau muss materialistisch betrachtet werden.
Nicht die „Vorstellung“ über der Rolle der Frau schafft diese Rolle! Umgekehrt: die gesellschaftliche Lage der Frau schafft die Vorstellung über ihre „Natureigenschaften“ wie Dummheit und Schwäche oder auch „natürliche Mutterliebe“.
Wir sind dieser Frage bereits vor einem Jahr nachgegangen1: die heutige gesellschaftliche Lage der Frauen ist dadurch bestimmt, dass sie überwiegend die immense Arbeit der Familienpflege übernehmen. Dazu gehört die Kinderpflege und Kindererziehung, die Alten-, Kranken- und Behindertenpflege im Rahmen der Familie und auch die dazugehörige Haushaltsarbeit. Auch heute, trotz technischer Erleichterung und Teilübernahme dieser Aufgaben durch die Gesellschaft, ist diese Arbeit enorm groß und bleibt immer noch unbemerkbar und „selbstverständlich“.
Dem wurde in der BRD zwangsweise durch die Veränderung der Altersstruktur zumindest teilweise Rechnung getragen. 1995 wurde eine Pflegeversicherung eingeführt, somit das Kapital für die Pflege geschaffen und die Altenpflege wurde teilweise verstaatlicht. Aber bis jetzt werden ca. 2/3 der Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt, und davon 2/3 ohne jegliche Hilfe von einem Pflegedienst, überwiegend durch die Frauen2. Selbst wenn die Pflege von einer staatlichen Einrichtung übernommen wird, sind die Kosten für die Angehörigen immer noch eine enorme, kaum zu bewältigende Last.
Bei den anderen Arten der Familienarbeit sieht es noch schlechter aus. Die kapitalistische Welt lässt nur 2 Varianten für die Frauen zu:
1. Die traditionelle Familie mit traditioneller Rollenverteilung: der Mann ist Allein- oder Hauptverdiener, die Frau kümmert sich um die Familien- und Kinderpflege.
Dabei tritt die Frau mit ihrem Mann in ein Produktionsverhältnis, sie wird von ihm „angestellt“, leistet die Arbeit und bekommt von ihm den Unterhalt.
Nur ist dieser Unterhalt vom Willen des Mannes abhängig, schlechter reguliert als jedes kapitalistische Lohnverhältnis und die Frau hat keine Sozialversicherung. Das entspricht praktisch der Lage einer Sklavin, die auch geschlagen und sexuell missbraucht werden kann. Der Ehemann kommt dabei leicht ohne Strafe davon. Aber gewiss kann die Frau sich heute auch vom Mann trennen und da kommen wir zur 2. Variante:
2. Die „unabhängige“ Frau, die für sich und die Kinder allein sorgt.
Dadurch wird sie (und die Kinder) schlicht arm. In der BRD ist die Gruppe der allein erziehenden Eltern am stärksten von Armut gefährdet3. 90,1% davon sind Mütter4.
So wird die Kinderpflegearbeit einfach den Müttern aufgebürdet und das ist selbstverständlich: sie müssen doch ihre Kinder lieben und aus Liebe leisten sie die Arbeit. Warum könnten im Kapitalismus dann nicht auch die Arbeiter einfach aus Liebe zu ihrem Job etwas produzieren? Das wäre sehr bequem für die Herren Kapitalisten, schließlich wird die nächste Generation von Arbeitern bereits gratis von den Frauen aufgezogen.
Einhergehend damit, dass die Frauen überhaupt zulassen, dass diese Arbeit von ihnen selbstverständlich erledigt wird, existieren Vorstellungen über die Minderwertigkeit der Frau. Weitere Quelle dieser Vorstellung ist der Markt der Körperhändler, der riesige Prostitutionshandel, teilweise mit direktem Sklavenhandel verbunden. Die Ausbeuter müssen sich erklären, warum sie eigentlich lebendige Menschen als Ware oder als kostenlose Arbeitskraft behandeln. Dazu nutzen sie die patriarchalischen Vorstellungen und den Sexismus. Das war früher so und hat sich auch durch eine heuchlerisch korrekte Sprache nicht wesentlich verändert.
Wir Kommunisten wissen: nur wenn die Gesellschaft diese unbemerkbare Frauenarbeit als normale, gesellschaftlich notwendige Arbeit behandelt, wird sich etwas verändern.
Der überwiegende Teil der Familienpflege muss vergesellschaftet werden. Die Altenpflege, die Kinderpflege und Kindererziehung sollen von Fachleuten in speziellen Einrichtungen oder auch zu Hause durchgeführt werden (je nachdem). Der Teil dieser spezifischen Arbeit, der nicht vergesellschaftet werden kann (so braucht z. B. ein kleines Kind viel Zuwendung und Muttermilch), soll entsprechend von der Gesellschaft entlohnt, kompensiert und materiell geschätzt werden. Das alles ist nur dann möglich, wenn sozialistische Verhältnisse – also Planökonomie und das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln – eingeführt werden. Fortgeschrittene Ansätze dafür existierten bereits in sozialistischen Länder wie der Sowjetunion und der DDR. Dort war die Kinderpflege meistens durch die Kinderkrippen und – gärten übernommen worden. Der Teil hingegen, der nicht übernommen werden konnte, wurde stark erleichtert: die Frauen bekamen leicht Erziehungsurlaub, Pflegeurlaub, wenn das Kind krank war (er wurde nicht wie heute in der BRD auf lächerliche 10 Tage pro Jahr begrenzt! Das Kind kann auch öfter krank werden, und dann braucht es die besondere häusliche Pflege); die Frauen verloren keinen Anschluss an das berufliche Leben durch die Kindererziehung.
Auf dieser Bahn wird sich auch die zukünftige sozialistische Gesellschaft entwickeln. Die bessere Einbeziehung der Männer in diese Aufgaben ist auch notwendig und kann durch gesellschaftliche Maßnahmen verstärkt werden. Aber diese Maßnahmen sind in der kapitalistischen Gesellschaft nicht durchsetzbar, weil die Kapitalisten von ihren männlichen (also besser bezahlten) Arbeitskräften auch absoluten Einsatz ohne irgendwelche Beschäftigung mit der Familie erwarten. Frauen werden für ihr potentielles Schwangerschaftsrisiko und somit Profitausfall gleich schlechter bezahlt oder rausgeworfen Auch wenn der Mann heutzutage gerne Erziehungsurlaub nehmen wollte oder mehr Zeit mit den Kindern verbringen möchte, wird ihm der „Arbeitgeber“, also der Kapitalist, kaum Möglichkeiten dazu lassen. Das wird sich erst dann ändern, wenn es keine Kapitalisten mehr gibt und die Arbeiter für sich selbst entscheiden können!
Mit echter und nicht nur formeller Unabhängigkeit der Frau kommt auch die wahre Gleichberechtigung. Eine Frau mit guter Bildung, Berufstätigkeit und als anerkannter Teil der sozialistischen Gesellschaft ist selbstsicher und lässt sich nicht so einfach von irgendwem schikanieren, missbrauchen oder schlagen. Sie verkauft nicht ihren Körper und betrachtet sich selbst nicht als kostenlose Bedienungskraft.
Nur die sozialistische Gleichheit wird die Frauen befreien, nicht der gleiche Niedriglohn im Kapitalismus. Nur der Sozialismus und die damit verbundene bewusste Umwandlung der Familienpflege ist ein wahrer Weg zu Befreiung der Frauen!
1 http://antiimp.de/index.php/28-kommunistische-initiative/artikel/1700-die-frau-im-kapitalismus-warum-werden-die-frauen-besonders-ausgebeutet
4 http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61581/alleinerziehende