„The Interview“ und die Frage der Meinungsfreiheit

 

(Singende Kinder aus dem echten Nordkorea)

 

Seit dem 5. Februar 2015 läuft der Film „The Interview” flächendeckend in den deutschen Kinos. Zeit für uns als Kommunisten noch einmal auf die Hintergründe dieses Machwerks zu blicken.

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Angeblicher Hack-Angriff auf Sony als PR Kampagne

 

Wir erinnern uns: Bei einem Hackangriff auf Sonys Server wurden persönliche Daten der Konzernspitze gestohlen. Als Schuldiger wurde die KDVR ausgemacht. Diese bestritt die Vorwürfe vehement und bat sogar eine Zusammenarbeit zur Aufklärung an. Neu sind Hackerangriffe auf Sonyserver indes nicht. Als dies zuletzt geschah, wurde jedoch trotz des millionenfachen Abgreifens von persönlichen Kundendaten kein Politikum daraus2. Beweise für die Schuld der KDVR wurden selbstredend bis heute nicht vorgelegt. Vor den Beweisen für die irakischen Massenvernichtungswaffen ist mit ihnen auch nicht zu rechnen. Die selbst fingierten Lügen über Nordkorea beweisen die Schuld schließlich mehr als ausreichend. Um der Schmierenkomödie rund um den Film die Krone aufzusetzen – die selbst eine Verfilm wert wäre – rief US-Präsident Obama die US-Bürger voller Pathos dazu auf, diesen Film aller Drohungen zum Trotz anzusehen.

 

Wer bedroht wen?

 

Kehren wir kurz zum Koreakrieg im Jahr 1950 zurück. Gebetsmühlenartig wird folgender Satz in allen bürgerlichen Veröffentlichungen wiederholt: „Am 25. Juni 1950 überschritten die Truppen der Nordkoreanischen Volksarmee nach abwechselnden Grenzverletzungen beider Konfliktparteien die Grenze [am 38. Breitengrad].“

Dieser Satz gilt alt die endgültige, wahre Wahrheit und Beweis für die Kriegsschuld des Nordens. Jedoch galt diese „wahre Wahrheit“ nur in einer Hälfte der Welt als wahr, nämlich im Herrschaftsbereich der NATO. In der anderen Hälfte der Welt, sprich dem Warschauer Vertrag und seiner Verbündeter, wusste man mehr. Dass die angeblich so musterhafte Demokratie im Süden gar keine war, sondern ein elendiges Überbleibsel der beim Volk verhassten Kollaborateure der einstigen japanischen Besatzer. Unter den Augen der neuen USA-Besatzer beging diese Clique um Li Syng Man (westliche Schreibweise: Rhee Syng-man) zahlreiche Massaker in Südkorea. Das Bekannteste war wohl das Massaker von Bodo-League mit bis zu 200.000 toten Zivilisten. Vor, während und nach dem Krieg beging das faschistische, südkoreanische Regime – vom antikommunistischen Wahn zerfressen – zahlreiche solcher Massaker, deren Opferzahlen bis heute nicht vollständig dokumentiert sind.

 

Angesichts der Mordlust dieser Henker wirkt es fast wie eine Kleinigkeit darauf hinzuweisen, dass dem Überschreiten der Grenze durch den Norden eine Invasion des Südens vorausging, die zurückgeschlagen wurde. Um dennoch Nordkorea die Schuld zuzuschreiben, wurde kurzerhand eine UN Resolution gefälscht3. Die südkoreanische Marionettenarmee erwies sich gegen die Volksarmee als haushoch unterlegen. Dies war kein Wunder, sie bestand zumeist aus Bauern die gegen ihren Willen für eine Sache kämpfen sollten, von der sie nicht überzeugt waren. Schließlich griffen die USA direkt in den Krieg ein, warfen mehr Bomben als im gesamten zweiten Weltkrieg über Korea ab, zerstörten mutwillig fast die gesamte Infrastruktur und ermordeten 4 Millionen Menschen. Trotz dieser Grausamkeiten konnten die US-Imperialisten den Krieg nicht gewinnen und um weiteres Blutvergießen zu verhindern, wurde 1953 ein Waffenstillstand unterschrieben. Einen wirklichen Friedensvertrag gab es jedoch bis heute keinen, obwohl von der KDVR energisch gefordert4.

 

Seit der Konterrevolution von 1991 befinden sich die verbliebenen sozialistischen Staaten in einer besonders heiklen Lage. Ein militärisches Gegengewicht zu den Imperialisten ist nicht mehr vorhanden. Die USA und ihre südkoreanischen Marionetten versuchen regelmäßig durch provokative Militärübungen an der Grenze zum Norden einen Krieg auszulösen.

 

In dieser angespannten Lage ist auch der Film „The Interview“ zu betrachten.

 

Zweck von „The Interview“

 

Es ist kein Geheimnis, dass die USA nur zu gerne einen Anlass schaffen würden, um ein ihnen nicht genehmes sozialistisches Korea zu beseitigen. In durchgesickerten E-Mails kam heraus, dass man seitens der US-Regierung die Ermordung Kim Jong Uns im Film sehr begrüße als mögliche Inspiration zu so einer Tat in der Realität, da der Film früher oder später in die KDVR geschmuggelt werde5.

 

Diese Aussage beweist, dass entgegen bürgerlicher Filmkritiker es sich hierbei keineswegs um eine „anarchische Komödie“ handelt, sondern um einen politisch eingefädelten Mordaufruf, der Nachahmer finden soll. Die US-Regierung hofft darauf, eine ihr nicht genehme Regierung wegzuputschen und durch eine ihr genehme zu ersetzen. Sozialistische Errungenschaften wie ein Recht auf Arbeit, ein gutes Gesundheitssystem, Bildung für alle etc. stören die US-Pläne für das „pazifische Jahrhundert“6. Dieser „soziale Ballast“ kommt der imperialistischen Ausdehnung und Ausplünderung dieser Region in den Weg.

 

Trotz der „anarchisch komödiantischen“ Hülle, lässt es sich kaum verbergen, dass neben dem Mordaufruf im inneren der KDVR, der Film vor allem der psychologischen Kriegsvorbereitung gegen die KDVR bei der westlichen Bevölkerung dienen soll.

 

Meinungsfreiheit in den imperialistischen Ländern?

 

Neben „The Interview“ ist dieses hohe Gut vor allem rund um die tragischen Ereignisse in Paris in aller Munde. Festzuhalten ist jedoch, dass in den imperialistischen Ländern von „Meinungsfreiheit“ immer nur dann von offizieller Stelle geredet wird, wenn es den imperialistischen Interessen nutzt.

 

Chelsea Mannings Inhaftierung unter folterähnlichen Bedingungen, Edward Snowdens Exil in Russland oder Julian Assanges Belagerung in der Botschaft von Ecuador gelten nicht als Einschränkung der Meinungsfreiheit. Ebenso wenig das routinierte Bombardement von Fernsehsendern durch die NATO7 oder die Tötung von Journalisten durch die israelische Besatzung in Palästina8. Die Imperialisten lieben es hingegen, sich selbst als Opfer einer fremden Macht von Außen darzustellen. Sei es die KDVR, die noch nie fremdes Territorium angegriffen hat und ausschließlich defensiv handelt oder der „Islamische Staat“, der ein Produkt des Imperialismus selbst ist.

 

Was unter Meinungsfreiheit wirklich verstanden wird, zeigt man uns in diversen Videospielen mit dem eindeutigen Feindbild des blutrünstigen Sowjet-Russen. Oder geschichtsrevidierenden Fernsehmehrteilern wie „Tannbach“9, die dem Bedürfnis der BRD dienen, die DDR als Hort der Unmenschlichkeit darzustellen, in dem selbst der Antifaschismus eine Lüge gewesen sei. Auf diese Weise lassen sich die Hitlergenerale in der Bundeswehr und die übrigen personellen Kontinuitäten wie Reinhard Gehlen als BND-Gründer aufs Leichteste als eine Banalität weißwaschen, da ja angeblich – gemäß neuster BRD-Geschichtsrevision – alle Deutschen nach dem Krieg Opportunisten gewesen seien10. Kunst und Kultur unterliegen eben der marxschen Formel Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, d.h. die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht.11. Demnach ist die Meinungsfreiheit in imperialistischen Ländern in der Regel nichts weiter als die Freiheit der Herrschenden zur Diffamierung von allem, was ihrer Herrschaft in den Weg kommt.

 

Obwohl „The Interview“ in den USA sehr verhalten an der Kinokasse aufgenommen wurde, wird er in der BRD bis in das kleinste Provinzkino gezeigt. Ohne Zweifel hat der BRD-Imperialismus ein großes Interesse daran, die Politik der USA zu unterstützen, so wie er es in Jugoslawien und Afghanistan für die eigenen Interessen tat. Filme wie „The Interview“ wachsen und gedeihen sowohl ideell als auch finanziell auf dem selben Boden, auf dem auch die Jugend der USA und BRD für die Kriegsziele ihrer Bourgeoisie abgerichtet werden.

 

„The Interview“ und auch andere menschenverachtende Machwerke legen ein vernichtendes Zeugnis über das Menschenbild im Imperialismus ab. Die sozialistische Staatengemeinschaft suchte stets den Weg der gegenseitigen Anerkennung, den Nichteinmischung, der staatlichen Souveränität, der friedlichen Koexistenz. Diese Einstellung spiegelte sich auch in der sozialistischen Kultur wieder, in der niemals ein Mordattentat auf einen ungenehmen westlichen Staatschef zelebriert worden wäre. Den imperialistischen Kulturmachern hingegen ist das Wecken der niedersten Instinkte bis hin zu rassistischen Stereotypen recht, wenn es ihrem Interesse dient. So steckt letztlich in der ganzen Debatte rund um die angeblich bedrohte Meinungsfreiheit auch ein gutes Stück Herrenvolkdenken. Auch dieses ist den Herrschenden nützlich, um die Arbeiterklasse und Volksmassen vom inneren Feind, der herrschenden Kapitalistenklasse, abzulenken.

 

Wir als Kommunisten und mit uns alle fortschrittlichen Menschen lehnen derartige antihumanistische Machwerke ab. Unsere Solidarität gilt allen, die vom Imperialismus bedroht sind.

 

Nieder mit dem Imperialismus!

Es lebe das sozialistische Korea. Lang Lebe Kim Jong Un!

1 https://de.nachrichten.yahoo.com/obama-droht-nordkorea-wegen-hackerangriffs-sony-konsequenzen-125657487.html

2 http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/attacke-auf-playstation-netzwerk-hacker-stehlen-millionen-sony-kundendaten-a-759161.html

3 http://legacy.fordham.edu/halsall/mod/1950-gromyko-korea.html

4 http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/003112.html

5 http://www.thedailybeast.com/articles/2014/12/17/exclusive-sony-emails-allege-u-s-govt-official-ok-d-controversial-ending-to-the-interview.html

6 http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/USA/clinton.html

7 https://en.wikipedia.org/wiki/NATO_bombing_of_the_Radio_Television_of_Serbia_headquarters

8 http://www.ad-hoc-news.de/palestine-17-palestinian-journalists-killed-by-israel-in–/de/News/41355977

9 http://www.titanic-magazin.de/news/gaertners-kritisches-sonntagsfruehstueck-zum-geleit-7008/

10 http://www.bild.de/unterhaltung/tv/zdf/was-ist-wahr-am-tv-epos-tannbach-39207930.bild.html

11 Die deutsche Ideologie. MEW 3, S. 46

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