Pressemitteilung zur Räumung der Brunnenstrasse 183

Nichtkommerzielle Freiräume verteidigen – steigende Mieten stoppen – wir bleiben Alle!

Am Dienstag, den 24.11.09, wurde das langjährige Hausprojekt Brunnenstrasse 183, bekannt vor allem durch den “Umsonstladen”, durch hunderte Polizisten geräumt und unbewohnbar gemacht.

Das seit weit über einem Jahrzehnt bestehende Projekt gab Menschen aus vielen verschiedenen Ländern und eines sehr breitgefächerten Alters ein Zuhause. Die „Brunnen183“ sah sich als Wohn-, Kunst- und Sozialprojekt.
Bereits 2006 sollte das Haus zwangsversteigert werden. Die „Brunnen183“ hatte bis zum Gerichtstermin deutlich mehr Geld gesammelt, als der Verkehrswert betrug, doch der Termin wurde abgesagt und das Haus bereits im Vorfeld an einen Investor verkauft. Der neue Hausbesitzer Manfred Kronawitter, ein Arzt aus Passau, gibt laut Presseberichten dem Senat der Stadt Berlin und vor allem dem amtsinhabenden Bürgermeister die Schuld an der Räumung. Er habe wohl bis zuletzt das Angebot aufrecht erhalten, ein Ersatzgrundstück zu kaufen. Doch der Senat entschied sich dagegen, verkaufte das Ersatzobjekt lieber an Modedesingnerin Jette Joop – denn wenns um Profit geht setzt der Senat eben lieber Menschen gewaltsam auf die Strasse – und räumte nun mit einem Großaufgebot von ca. 600 Einsatzkräften der Polizei das Haus.
Der Berliner Senat setzt sich nicht dafür ein, die explodierenden Mieten in der Innenstadt zu bekämpfen, sondern bekämpft die Mieterinnen und Mieter, die versuchen, sich selbst bezahlbaren Wohnraum zu organisieren.

Der Berliner Senat bekämpt nicht die explodierende Armut, sondern die Armen. Dass bereits über ein Drittel der Kinder in Berlin in Armut aufwachsen, ist für den Berliner Senat kein Problem. Projekte wie der
Umsonstladen hingegen, wo, der Name ist Programm, viele Menschen die Gelegenheit hatten, verschiedene Dinge des Alltagsgebrauch kostenlos mitzunehmen, werden im Auftrag des Senats durch Polizeigewalt zerstört.
Gibt es einen Konflikt zwischen den Interessen der nur an Profit interessierten Konzerne, Unternehmen und Immobilieneigentümer auf der einen und den Anwohner_innen mit wenig Einkommen auf der anderen Seite, so ist für den Senat die Entscheidung klar: volle Unterstützung durch Einfluss, Geld und Polizei für die profitinteressierten Konzerne und Eigentümer, Polizeimaßnahmen gegen alle anderen. Siehe MediaSpree, siehe Tempelhof, siehe Mauerpark – siehe Brunnenstrasse 183.
Sonja Maier von der WirBleibenAlle-Kampagne: “Die Menschen in Berlin, die akut von den steigenden Mieten betroffen sind, Menschen mit geringen Einkommen, für die immer weniger Orte in der Berliner Innenstadt
zugänglich sind, die Nutzerinnen und Nutzer der zerstörten Kulturprojekte, die geräumten Bewohner_innen besetzter Häuser – sie alle haben längst aufgehört, darauf zu vertrauen, dass sich der rotrote Senat auch für ihre Interessen, und nicht nur für die Interessen der Eigentümer und Investoren, einsetzt. Die Menschen haben schon lange angefangen, sich selbst zu organisieren, vor Ort gegen die Umwandlung ihrer Kieze in
Luxuswohnquartiere, gegen ihre profithungrigen Hauseigentümer, und auch gegen den Senat und sein ausführendes Unterdrückungsorgan, die Polizei, zu kämpfen.”
Sonja Maier weiter: “Die Armen zu bekämpfen statt die Armut, sich wehrende Mieterinnen und Mieter zu bekämpfen statt die steigenden Mieten, nichtkommerzielle Projekte plattzumachen statt zu unterstützen – diese Strategie wird für den rotroten Senat nach hinten losgehen. Die Wut auf den Straßen wächst, und diese Wut lässt sich auch mit noch so viel Polizei nicht bekämpfen, die Sehnsucht nach dem besseren Leben für alle hat mittlerweile Formen angenommen, die polizeilich nicht mehr in den Griff zu kriegen sind. Und das ist auch gut so.”

Jetzt erst recht: Nichtkommerzielle Projekte verteidigen – steigende Mieten stoppen – wir bleiben Alle! Jede Räumung hat ihren Preis!

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