Morde an chavistischen Persönlichkeiten in Venezuela reißen nicht ab
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Caracas. Ein neuer Mordfall, in dem eine prominente Persönlichkeit des bolivarischen Lagers das Opfer ist, beschäftigt die Ermittlungsbehörden Venezuelas. Der General im Ruhestand und langjährige Kommandeur der Nationalen Bolivarischen Milizen, Félix Velásquez, wurde am vergangenen Samstag in Caracas von zwei Personen auf einem Motorrad gestoppt und in seinem Fahrzeug erschossen.
Obwohl die Generalstaatsanwaltschaft am Tag nach der Tat insgesamt vier Festnahmen verkünden konnte, gibt es bisher wenig gesicherte Informationen über Hintergründe. Unter den Festgenommenen befinden sich zwei Polizeibeamte des Verwaltungsbezirks Chacao im Bundesstaat Miranda, in dem die venezolanische Rechte den Bürgermeister und den Gouverneur stellt. Chacao gehört zu den reichen Stadtteilen im Osten der Hauptstadt.
Der Verdacht gegen zwei aktive Polizisten, einer von ihnen ein höherer Dienstgrad, schlägt indes hohe Wellen. Die Staatsanwaltschaft will direkte Spuren zur Tat belegen können. Die Brisanz ergibt sich daraus, dass Chacao eine traditionelle Hochburg der rechten Gegner der sozialistischen Regierung ist. Der inhaftierte Rechtspolitiker Leopoldo López war von 2000 bis 2008 Bürgermeister von Chacao, der derzeitige Gouverneur des Bundesstaates Miranda ist Henrique Capriles, zweimaliger Präsidentschaftskandidat der Opposition.
Der Innen- und Justizminister des südamerikanischen Landes, Gustavo González López, informierte noch am Sonntag über den Ermittlungsstand und gab dabei an, dass sowohl das Tatfahrzeug wie auch die Mordwaffe nachweisbar aus dem Bestand der Polizei von Chacao stammten.
Die Häufung von Morden, denen Persönlichkeiten der Linken dieses Jahr zum Opfer gefallen sind, ist auffällig. In der vergangenen Woche wurde im Bundesstaat Aragua die im kommunalen Gesundheitsdienst arbeitende Ärztin Doris Patricia Reyes mit einem Kopfschuss getötet. Fünf Tage zuvor war Reyes, die sich stark gegen die Spekulation mit Medikamenten und anderen Grundbedarfsgütern engagierte, von Unbekannten angegriffen und brutal zusammengeschlagen worden.
Im April wurde der junge Studentenführer der Vereinten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV), Ángel Benavides Sánchez, von Unbekannten in aller Öffentlichkeit erschossen. Im März wurden zwei aktive Links-Politiker, einer von ihnen Abgeordneter in der Nationalversammlung, getötet. Weitere Mordopfer waren im Januar ein ehemaliger chavistischer Leiter der Gesundheitsversorgung für behinderte Menschen, Alejandro Zamora sowie der linke Journalist Ricardo Duran, der für Regierungsmedien arbeitete.
Zu dem jüngsten Anschlag vom Samstag hat auch Präsident Maduro Stellung genommen. Er kündigte im Rahmen des vor einem Jahr entwickelten Sicherheitskonzeptes “Operation Befreiung und Schutz des Volkes” (OLP) einen Großeinsatz gegen Paramilitarismus und organisierte Kriminalität an.