Kriegsproduktion und Korruption: Dankeschön für U-Boot-Auftrag
Aspekte zur NATO-‘Friedensmission’ der Rüstungsindustrie und Aktien-Dividende des Todes.
Seit Januar 2005 ist die Howaldswerke-Deutsche Werft (HDW) Teil des Werftenverbundes ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). Dieser Werftenverbund umfasst sechs Standorte in Deutschland, Schweden und Griechenland. Der Standort Kiel der HDW umfasst rund 2.300 Mitarbeiter. Die Werft ist ein Kompetenzzentrum für den Bau der modernsten “nicht-nuklearen U-Boote der Welt” und führend beim Einsatz von Brennstoffzellenantrieben. [1]
TKMS-HDW am 07.01.2009: Sechs weitere U-Boote Klasse 214 für Südkorea.
Die Howaldswerke-Deutsche Werft GmbH (HDW), ein Unternehmen der ThyssenKrupp Marine Systems AG, und MarineForce International LLP (MFI) haben im Dezember 2008 einen Vertrag über die Lieferung von sechs “Materialpaketen” zum Bau von U-Booten der Klasse 214 an Südkorea unterschrieben. Der Vertrag wurde zwischen dem HDW/MFI Konsortium und der südkoreanischen Beschaffungsbehörde DAPA (Defense Acquisition Program Administration) geschlossen. Alle sechs U-Boote werden mit einem außenluftunabhängigen Antrieb auf der Basis der Brennstoffzelle ausgerüstet. Das 2. Los der Klasse 214 für die Südkoreanische Marine baut auf dem Gesamtentwurf für die ersten drei U-Boote auf. Das 1. Los wurde bereits im Jahr 2000 in Auftrag gegeben. Der ThyssenKrupp Konzern ist Weltmarktführer im Segment der “nicht-nuklearen U-Boote”.
Zur ‘Nächstenliege’ für „Arbeitsplätze“ für ihre lohnabhängigen Produzenten des Todes heißt es in der Pressemitteilung der HDW vom 07.01.2009: „Durch den Auftrag werden sowohl die industriellen Kernkompetenzen und Arbeitsplätze an den ThyssenKrupp Marine Systems Standorten in Kiel und Emden als auch mehrere hundert Arbeitsplätze bei Zulieferern in ganz Deutschland langfristig gesichert.“ [2]
TKMS-HDW am 14.01.2009: Modernisierungsauftrag für kolumbianische U-Boote Klasse 2009.
Im Dezember 2008 erhielt die HDW der TKMS zusammen mit MFI einen Auftrag über die Produktion für zwei „Materialpakete“ für die Instandsetzung und Modernisierung kolumbianischer U-Boote. Der Vertrag wurde zwischen dem HDW/MFI Konsortium und dem kolumbianischen Verteidigungsministerium geschlossen. In Südamerika sind U-Boote der HDW Klasse 2009 bei sieben Marinen „erfolgreich im Einsatz“, heißt es unter anderem in der Pressemeldung der TKMS-HDW. Für TKMS und MFI ist „der Auftrag“ des kolumbianischen Verteidigungsministeriums „ein Zeichen des ungebrochenen Vertrauens südamerikanischer Marinen in deutsche U-Boottechnologie.“ [3]
TKMS-HDW am 20.07.2009: U-Boot-Großauftrag aus der Türkei.
Am 2. Juli 2009 unterzeichnete die HDW der TKMS zusammen mit MarineForce International LLP (MFI), London, einen Vertrag über die Lieferung von sechs „Materialpaketen“ zum Bau von U-Booten der Klasse 214 an die Türkei. Die Vertragsunterzeichnung fand in Ankara unter anderem im Beisein des Vorstandsvorsitzenden der ThyssenKrupp Technologie AG, Dr Hans Christoph Atzpodien, des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesverteidigungsministerium, Thomas Kossendey, und des Inspekteurs der Deutschen Marine, Vizeadmiral Wolfgang E. Nolting, statt.
Die Fertigung der sechs U-Boote – aus den gelieferten sechs „Materialpaketen“ – erfolgt auf der Werft Gölçük Naval Shipyards (GNSY) bei Izmit. Hier wurden zuvor bereits elf U-Boote der Klasse 2009 für die türkische Marine gebaut, heißt es in der TKMS-HDW-Pressemitteilung. [4]
Die TKMS-HDW-Pressemitteilung am 02.11.2010: Griechische Marine stellt HS PAPANIKOLIS in Dienst. Die Griechische Marine bestätigte die Annahme des U-Bootes und die HDW GmbH stellte das U-Boot der Klasse 214 in Dienst. Zwei „zusätzliche U-Boote der Klasse 214″ wurden von der Griechischen Marine in Auftrag gegeben. Zur Indienststellung der HS PAPANIKOLIS heißt es unter anderem: Das U-Boot zeichnet sich „durch stark reduzierte akustische, thermische und magnetische Signaturen aus. Dank dieser Eigenschaften ist das U-Boot äußerst schwer zu orten.“ In der HDW-Mitteilung heißt es: „Mit der HS PAPANIKOLIS sind nun insgesamt elf U-Boote mit Brennstoffzellenantrieb bei der Deutschen, Griechischen, Italienischen, Koreanischen [gemeint ist: Süd-Korea] und Portugiesischen Marine im Einsatz.“ [5]
Ein „Dankeschön für U-Boot-Auftrag“, so lautete die Schlagzeile der Frankfurter Rundschau am 18.02.2011. Die griechische Regierung sperrte die Bankkonten von Personen die „mutmaßlich“ (laut FR) in Korruption verwickelt sind.
Im Jahr 2000 hatte die Kieler HDW von der griechischen Marine den Auftrag zum Bau von vier U-Booten Klasse 214 erhalten. An dem Geschäft war die Essener „Ferrostaal“ beteiligt, eine damalige MAN-Tochter. Der Auftrag hatte ein Volumen von fast 1,3 Mrd. Euro. Die Münchner Staatsanwaltschaft ‘ermittelt’ gegen „Ferrostaal“ und mehrere ehemalige Manager des Unternehmens wegen Bestechung und Untreue. Laut Bericht könnten Schmiergelder von bis zu 230 Millionen Euro an die (nicht nur) griechischen Entscheidungsträger geflossen sein. Empfänger der Millionen sollen (u.a.) Politiker und Entscheidungsträger im griechischen Verteidigungsministerium gewesen sein. Auch „Ferrostaal“ ‘ermittelt’ in der Korruptionssache. Das Unternehmen habe die US-Anwaltssozität „Debevoise & Plimpton“ damit beauftragt, die auch „im Auftrag“ von „Siemens“ den dortigen Korruptionsskandal ‘durchleuchtete’. [6]
Quellen: [1] ThyssenKrupp – Howaldswerke-Deutsche Werft. “HDW: Zukunft unter dem Kiel”
http://www.hdw.de/de/geschichte.html
[2] TKMS-HDW, Pressemitteilung, Hamburg/Kiel, 07.01.2009:
„Sechs weitere U-Boote Klasse 214 für Korea“[gemeint ist Süd-Korea]
http://www.hdw.de/de/pressemitteilungen.html?action=detail&id=410
[3] TKMS-HDW, Pressemitteilung, 14.01.2009:
Modernisierungsauftrag für kolumbianische U-Boote Klasse 2009.
http://www.hdw.de/de/pressemitteilungen.html?action=detail&id=412
[4] TKMS-HDW, Pressemitteilung, 20.07.2009:
U-Boot-Großauftrag aus der Türkei.
http://www.hdw.de/de/pressemitteilungen.html?action=detail&id=418
[5] TKMS-HDW, PM am 02.11.2010:
Griechische Marine stellt HS PAPANIKOLIS in Dienst.
http://www.hdw.de/de/pressemitteilungen.html?action=detail&id=429
[6] Frankfurter Rundschau – am 18.02.2011.
Korruptionsverdacht. Dankeschön für U-Boot-Auftrag. Von Gerd Höhler.
http://www.fr-online.de/wirtschaft/dankeschoen-fuer-u-boot-auftrag/-/1472780/7209616/-/index.html
21.02.2011, Reinhold Schramm