Interview: Antifaschistischer Stab für die Ukraine

Interview mit einem Mitglied des Antifaschistischen Stabes (Moskau) zur Lage in der Ukraine. Informationen von einem Augenzeugen und Mitkämpfer

 

Das Internationale Büro der KI hat einige Fragen an die Genossen des Antifaschistischen Stabes in Russland gestellt. Es geht um die Situation in der Ukraine aus kommunistischer Sicht und um die Menschen, die diese Situation persönlich erlebt haben.

Es antwortete die Genossin Elina, Mitglied der Bündnisorganisation „Rote TV“.

Hallo, Genossin! Erzähl bitte, warum und für welchen Aufgaben wurde der Antifaschistische Stab gegründet?

Guten Tag!

Als sich die Situation in der Ukraine während der Maidan-Kämpfe verschärfte, bildete sich dort das Zentrum des linken Widerstandes.

Wir, als russische Linke – Kommunisten und Sozialisten – spürten eine eigene Verantwortung in dieser Situation und bildeten einen eigenen Antifaschistischen Stab. Die Initiative kam zuerst von „Rote TV“. Die Organisationen, die die Erklärung der kommunistischen, linken und linkspatriotischen Kräfte Russlands[1] unterschrieben haben und dem Stab beigetreten sind, zeigten ihre Solidarität für den Widerstand gegen die Liberalen und Faschisten der Ukraine.

Man sollte bemerken, dass die reale Macht in der Ukraine im Moment in den Händen der bewaffneten Gruppen „Maidans Selbstschutz“ ist, ihrem Wesen nach sind das faschistische Sturmgruppen; ein kriminell-faschistischer Staatsstreich wurde von den ukrainischen Oligarchen bezahlt, die um ihren Einfluss kämpfen und dazu die Nazi-Sturmgruppen benutzen.

 

Heute sollen die oppositionellen Abgeordnete im Werchowna Rada [Oberster Rat, Parlament der Ukraine] unter Waffenbedrohung abstimmen und so werden Gesetze verabschiedet. Die Büros von Oppositionsparteien, vor allem von Kommunistischen Parteien, wurden zerstört oder niedergebrannt; im multinationalen Land Ukraine wird die Diktatur der Bourgeoisie einer Volksgruppe – der West-Ukrainer – aufgestellt.

 

Die Bevölkerung, die gegen die braune Pest kämpft, braucht die Unterstützung von antifaschistischen Kräften in Russland. Deswegen haben wir unseren Antifaschistischen Stab gegründet.

Unsere wichtigsten Aufgaben:

–        Die Verbindung mit ukrainischen Genossen und denen, die dringend Hilfe brauchen; die Evakuierung, Unterbringung und Hilfe für die Flüchtlinge.

–        Außerdem sammeln wir Spenden für „Borotba“ und andere Widerstandszentren.

–        Die materielle Hilfe für die ukrainischen Antifaschisten.

–        Koordination mit russischen, ausländischen und internationalen kommunistischen und sozialistischen Organisationen für die Unterstützung antifaschistisches Kampfes in der Ukraine.

–        Und auch die Informationsarbeit.

Es wäre interessant mehr über die Tätigkeit des antifaschistischen Stabs zu wissen. Die Hauptrichtungen, was habt ihr erreicht.

Seit dem 25. Februar, als der Stab gegründet wurde, haben wir folgendes gemacht:

–        Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet.

–        Die Informationsverteiler wurde gegründet.

–        Die Informationsgruppe arbeitet in sozialen Netzen und verbreitet Informationen über die Ukraine.

–        Die Internationale Gruppe hat verschiedene internationale Organisationen angeschrieben.

–        Die Verbindung mit 35 Subjekten in der Ukraine wurde hergestellt. Das sind kommunistische Kräfte und einzelne Antifaschisten. Da wir nicht genug Kräfte haben, arbeiten wir meistens in Charkow und Odessa, jetzt aber, wo die Situation im Osten sich verschärft hat, in Donezk, Dnjepropetrowsk und Lugansk.

–        Wir haben einigen Familien bei Flucht nach Russland geholfen und die Geldmittel für die Verletzten durch Bandera-Anhänger überwiesen.

–        Wir haben Verbindungen mit einigen ukrainischen Gewerkschaften hergestellt. Allerdings gab es von denen keine positiven Rückmeldungen. Viele Gewerkschafter in der Ukraine sind neutral oder sogar Maidan-Unterstützer.

–        Die gesammelten Mittel haben wir benutzt:

–        als Flüchtlingshilfe für die Menschen, die aus der Ukraine flüchten sollten.

–        Einkauf von roten Fahnen für die Genossen in Odessa. Diese Fahnen wurden dort für den Widerstand benutzt.

–        Finanzielle Hilfe für die antifaschistische Organisationen der Ukraine.

–        Verbindung mit ukrainischen Widerstandszentren.

Außerdem hat der Stab einige Aktionen durchgeführt

01.03.2014 die Aktion bei der ukrainischen Botschaft.

05.03.2014 und 21.03.2014 – Pressekonferenzen im unabhängigen Pressezentrum.

22.03.2014 große antifaschistische Kundgebung und Konzert der kommunistischen Musikgruppen.

Was passiert jetzt in der Ukraine? Du sprichst über die Verletzten, heißt das, dass die Kommunisten und die Arbeiter der Ukraine sich in Lebensgefahr befinden?

Heute hat sich der Fokus aus Kiew zum Osten der Ukraine verlagert, in Charkow, Donezk, Lugansk und andere Städte. Dort passiert jetzt das Entscheidendste.

Dort, im Osten Ukraine sind die Widerstandskräfte gesammelt, einige waren dort bereits vorhanden, viele Widerstandskämpfer sind aus dem Zentrum und dem Westen nach Osten migriert.

 

Andererseits haben sich die faschistischen Kräfte – Rechter Sektor, die Bandera-Gruppen und die Söldner – auch in den Osten verlagert, um die Proteste zu unterdrücken und den Terror zu verbreiten, sie versuchen den Protest-Aktivisten nachzuspüren, sie zu entführen und zu töten.

Wie die Genossen aus „Borotba“ erzählen, gibt es viele Angriffe auf die Aktivisten nach Einbruch der Dunkelheit.

 

Natürlich herrscht Lebensgefahr, die [faschistischen] Söldner der Kiewer Junta haben bereits die unbeteiligte Bevölkerung häufig mit Waffen bedroht und sogar geschossen.

 

Es gibt bekannte Fälle, wie z.B. der des Kommunisten aus Lwiw, Rostislav Vasilko, der von Bandera-Anhänger so brutal gefoltert und geschlagen worden ist, dass er im Moment vor der dauerhaften Schwerbehinderung steht. Dieser Kommunist wurde mit Hilfe von „Borotba“ nach Russland gebracht und dort medizinisch behandelt.

Die Massenmedien der BRD erzählen uns, dass er ostukrainische Widerstand vollständig von Russland organisiert und der Volksentscheid der Krim unter Waffenbedrohung der russischen Soldaten durchgeführt worden sei. Die ukrainischen Kommunisten erzählen uns etwas anderes. Was kannst du darüber sagen?

DieUkraine ist das Opfer imperialistischer Machtkämpfe. Zunächst war der Protest auf Maidan eher sozial, die Bewohner von Kiew kamen, um ihre Unzufriedenheit mit der Janukowitsch-Regierung zu äußern. Dann kamen Menschen hinzu, die den Wunsch, sich in den Euro-Markt zu integrieren, äußerten. Die Liberale Opposition der Ukraine richtete diesen Protest in Richtung „gegen Putin und Russland“. Es gibt in der Ukraine zwei Gruppen der Bourgeoisie und die eine ist eher pro-russisch eingestellt, die andere pro-europäisch.

 

Es ist falsch, dass der Widerstand im Süd-Osten von Russland organisiert wurde. Dieser Protest kam, weil die Menschen in der Ukraine auf keinen Fall den Bandera-Faschismus zulassen wollten.

Sicher, Putin ist bereit die Situation für sich auszunutzen, aber die Rolle Russlands ist hier sehr klein. Der Anschluss der Krim und die pro-russische Stimmung der anderen im Süd-Osten sind nur die Folgen der faschistischen Regierung und des Widerstands. Die Menschen suchen die Rettung bei Russland, denn die Ost-Ukrainer assoziieren bis jetzt das Bündnis mit Russland als angebliche Wiederherstellung der UdSSR.

 

Aber nachdem die Krim in Russland aufgenommen wurde, ist der Einfluss Russlands in der Ukraine praktisch beendet. Die Widerstandsbewegungen baten uns um Hilfe, sie brauchen große Hilfe, aber unsere Möglichkeiten sind nicht groß, und die russische Regierung hilft in Wirklichkeit gar nicht. Was den Volksentscheid betrifft: Sein Ergebnis wiederspiegelt ziemlich genau die Meinung der Krim-Bewohner.

 

In der Krim war die Situation noch komplizierter, weil dort nicht nur die Bandera-Regierung, sondern auch die rechts-islamistischen Kräfte der tatarischen Nationalisten drohten. Die Krim-Bewohner glaubten teilweise, dass die Rückkehr zu Russland ein Symbol der Rückkehr zur Heimat, zur UdSSR, sei. Aber Russland ist keine UdSSR und die Krim-Bewohner werden das schon bald erfahren.

 

Aber die Bedrohung mit russischen Waffen beim Volksentscheid ist eine reine Lüge, die Mehrheit der Krim-Bewohner sind wirklich dafür, ein Teil Russlands zu werden, einfach als Rettung vor der faschistischen, ukrainischen Regierung.

Wie kannst du das Handeln der Russischer Föderation im Bezug zur Krim einschätzen?

Dieses Handeln hat einen Doppelcharakter. Von einer Seite spielen hier die Interessen der russischen Bourgeoisie eine Rolle, für die die Krim neue Markt- und Finanzmöglichkeiten darstellt. Außerdem, dieser Anschluss ist ein Signal, dass auch der russische Imperialismus stärker wird und eigene Interessen hat. Drittens, die russische Regierung will ihre Macht und den russischen Nationalismus verbreiten.

 

Von der anderen Seite, ist der Anschluss der Krim eine harte Antwort gegen den liberal-westlichen Imperialismus, der auf der Ukraine – wie früher in anderen Staaten wie Libyen und Syrien – sehr aggressiv und angriffslustig handelte.

Wie kann man Verbindung mit dem Stab herstellen?

 

Alle Kontaktdaten sind auf der Site von „Rote TV“, E-Mail, Telefonnummern, Spendenkonto.

http://www.krasnoe-tv.ru/node/21319

 

Es wäre sehr gut, wenn auch in anderen Staaten sich antifaschistischen Stäbe gegründet würden, zur Unterstützung der ukrainischen Antifaschisten und unseres Stabes. So könnte sich eine wirkliche Alternative verwirklichen lassen, der Weg des sozialistischen Kampfes sowohl gegen den bürgerlichen Konservatismus als auch die Liberalen und Neofaschisten, die für das heutige bürgerliche System typisch sind.

 

Das Interview führte die Kommunistische Initiative in Deutschland

Kontaktdaten, Spendenkonto und weitere Informationen zum antifaschistischen Stab können gerne unter info@kommunistische-initiative.de angefragt werden.

 

[1]     Erklärung der kommunistischen, linken und linkspatriotischen Kräfte Russland
http://antiimp.de/index.php/28-kommunistische-initiative/artikel/1701-die-erklaerung-der-kommunistischen-linken-und-links-patriotischen-kraefte-ueber-die-ereignisse-in-ukraine

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