In 18 EU-Ländern drohen Reallohnverluste 2011
Auch in Deutschland ist nach Abzug der hohen Preissteigerung eine Stagnation der Löhne absehbar. Das zeigt der neue Europäische Tarifbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. In Europa gehen von der Lohnentwicklung „derzeit kaum positive Impulse aus, um die strukturellen ökonomischen Probleme zu überwinden und eine nachhaltige Wachstumsstrategie einzuleiten“, so der WSI-Tarifexperte Dr. Thorsten Schulten.
Der Wissenschaftler warnt vor einer „europäischen Lohnsenkungsspirale“. Die Abwärtsspirale der Löhne könnte sich verschärfen, weil sich die europäischen Regierungen im „Euro-Plus-Pakt“ auf eine restriktive Lohnpolitik im Kapital- und Konzerninteresse festgelegt hätten. In dem „Pakt für den Euro“ haben die europäischen Staats- und Regierungschefs unter anderem moderate ‘Lohnsteigerungen’ und eine Verlagerung der Lohnbildung in die Betriebe als Wege zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit formuliert – und durch ‘Arbeitsmarktreformen’ solle mehr „Flexibilität“ der lohnabhängigen Arbeitskräfte erreicht werden.
Bereits im Jahr 2010 sind die realen Löhne in 13 EU-Staaten gesunken. Am höchsten waren die Lohnverluste in Griechenland mit 8,2 Prozent. Für 2011 rechnet die EU-Kommission sogar in 18 der 27 Mitgliedsländer mit Reallohnverlusten. Hauptgründe für die Reallohnverluste sind die Preissteigerung und vergleichsweise schwache Lohnzuwächse.
Für Deutschland prognostiziert die EU-Kommission für 2011 ein reales Mini-Lohnwachstum von (‘durchschnittlich’) 0,1 Prozent. Im mehrjährigen Lohnvergleich würde die Entwicklung der nominalen Bruttolöhne danach von der Inflation aufgezehrt. Im Jahr 2010 waren die Löhne seit 2003 zum ersten Mal real ‘gewachsen’ – um (‘durchschnittlich’) 1,0 Prozent. Die deutschen Tariflöhne hatten 2009 um 2,4 und im Jahr 2010 (nur) real um 0,6 Prozent ‘zugelegt’.
Die bürgerliche Wissenschaft hält es für sinnvoll, weitere Lohnkürzungen in den Krisenstaaten zu stoppen, sonst sei die binnenwirtschaftliche Stagnation in diesen Ländern nicht zu überwinden. In Deutschland könne eine stärkere Lohnentwicklung (nach oben) dazu beitragen, die wirtschaftliche Dynamik in Europa zu erhöhen.
Quelle vgl.: Europäischer Tarifbericht des WSI. In 18 von 27 EU-Ländern drohen 2011 Reallohnverluste.
http://www.boeckler.de/320_114682.html
Mehr Informationen: Europäischer Tarifbericht des WSI, 2010/2011. In: WSI Mitteilungen 7/2011. Von Dr. Thorsten Schulten.
http://www.boeckler.de/wsimit_2011_07_schulten.pdf
Nicht nur eine gewerkschaftliche Empfehlung:
„Soziale Marktwirtschaft“ bzw. Kapitalismus in Deutschland und Europa im Klassenkampf überwinden und aufheben.
Trotz alledem!
11.07.2011, Reinhold Schramm