Das sollten wir unbedingt wiederholen!
Bericht: Protestzug von Ziegenhals nach Potsdam.
Diese Aussage einer Teilnehmerin des Protestzuges bringt es auf den Punkt. Zufrieden gingen wir gestern in Potsdam auseinander.
Nachdem wir uns um 9 Uhr morgens in Erkner gesammelt hatten, ging es los zu unserer ersten Station vor die Gedenkstätte in Ziegenhals. Dort erwarteten uns weitere Freunde und Genossen. Nach einer kurzen Kundgebung, ging es dann richtig los. “Protestzug gegen einen Abriss der antifaschistischen Ernst-Thälmann-Gedenkstätte”, “Auf nach Potsdam – Platzeck wir kommen!” so tönte es durch die Lautsprecher, während wir in langsamer Fahrt durch Ziegenhals, Niederlehme und Königs Wusterhausen fuhren. In Königs Wusterhausen gab es die nächste Kundgebung. Für den Organisator des Protestzuges, den Freundeskreis “Ernst-Thälmann-Gedenkstätte” e. V., Ziegenhals sprach Max Renkl einige Worte zur Situation, zu Absicht und Ziel des Protestzuges. Dann sprach Michael Reimann, Kreisvorsitzender des Partei Die Linke Dahme-Spreewald, solidarische Worte. Reimann, der uns in Ziegenhals mit empfing und uns bis nach Königs Wusterhausen begleitete, versicherte die Unterstützung der Mitglieder seiner Partei für unseren Kampf um Erhalt und Wiedereröffnung der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte am authentischen Ort in Ziegenhals. Er nahm auch Bezug auf die 500 Unterschriften aus Paris, die uns von dem Landesvorstand seiner Partei überreicht wurden. Dann sprach für die Friedenskoordination Potsdam Frank Baier, der auf die Untrennbarkeit von antifaschistischen Kampf und Anti-Kriegs-Aktivitäten hinwies. Aber auch der “Ruf aus Potsdam” wurde vorgesetllt und um Unterstützung gebeten.
Nachdem sich weitere Fahrzeuge und Teilnehmer anschlossen, ging es weiter. “Man kommt sich wie ein Staatsbesuch vor” – das mag an den vier bis sechs Motorrädern der Polizei gelegen haben, die uns mit Blaulicht den gesamten Protestzug lang begleiteten, so dass es zu keinen Unterbrechungen oder Wartezeiten kam.
12 Fahrzeuge (streckenweise einige mehr), vorneweg unser gut sichtbarer Protest-Bus als Frontfahrzeug, ca. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zogen, oder besser fuhren über Schenkendorf und Mittenwalde, Groß Machnow und Rangsdorf, Zossen, Trebbin, Ludwigsfelde bis schliesslich nach Potsdam. Langsam durch Ortschaften und durch Potsdam fahrend, machten wir mit Redebeträgen und Musik auf die Denkmalschändung und den geplanten Abriss der Gedenkstätte aufmerksam. Auf mehreren Zwischenkundgebungen wiederholten wir unsere Forderungen: die neue Landesregierung muss sofort und wirksam den Erhalt und die Wiedereröffnung der Gedenkstätte durchsetzen. Der Gesamtdeal zwischen Gerd Gröger und der Treuhand muss auf ihre Gültigkeit überprüft werden.
Viel Aufmerksamkeit und, was uns sehr freute, spontaner Zuspruch von Passanten: “Habt ihr auch Flugblätter? Her damit!” Bei unseren Stopps, beim Flugblattverteilen und beim Sammeln von Unterschriften für unseren internationalen Aufruf überall das gleiche Bild: die Menschen nehmen mit Empörung auf, was dort in Ziegenhals passierte und noch passieren soll. Alle können etwas mit dem Namen Ernst Thälmann anfangen und viele können nicht verstehen, warum diesem Menschen, der zum Symbol eines entschlossenen Antifaschismus geworden ist, sowie auch seinen Genossinnen und Genossen, eine Gedenkstätte verwehrt werden soll. Wie kann es sein, dass ein Ex-Ministerialbeamter Denkmalschutz, Auflagen und ehrendes Gedenken an Antifaschisten mit Füssen treten darf, um sich privat zu bereichern? Warum erhielt er bereits zwei Abrissgenehmigungen? Warum nahm ihn die alte Landesregierung, warum nahm Ministerpräsident Platzeck ihn in Schutz?
In manchen Orten erwarteten uns Freunde und Sympathisanten. So auch in Potsdam, wo wir uns zu unserer Abschlusskundgebung versammelten. Vorher passierten wir die Staatskanzlei und den Sitz des Ministerpräsidenten. Die Kollegen an der Pforte, die am Samstag Dienst hatten, werden ihm unsere Forderungen hoffentlich übermitteln.
Auf der Abschlusskundgebung waren wir knapp 40 Teilnehmer, sowie zahlreiche Passanten und Touristen. Heinz Schmidt, der langjährige Vorsitzende des Freundeskreises, sprach dort über die Bedeutung der “Ziegenhalser Tagung”, die nicht nur darin besteht, dass sie den frühsten Widerstand gegen die Hitler-Faschisten dokumentiert, sondern auch den Weg aufzeigt, wie der Faschismus wirksam überwunden und besiegt werden kann. Er wies auf die Aktualität der “Ziegenhalser Rede” Ernst Thälmanns hin. Frank Baier sprach ebenfalls in Potsdam und warb für den “Ruf aus Potsdam”. Er wies auch auf die historische Tatsache hin, dass Hindenburg Hitler in der Potsdamer Garnisonskirche die Macht übergab und sich einige Kilometer entfernt, in Ziegenhals, die ersten trafen, die sich organisiert dem Faschismus entgegenstellten.
Fazit: Wir sind mit dem Ergebnis dieses ersten Protestzuges sehr zufrieden. Trotz der leider sehr kurzfristigen Ankündigungen konnten wir doch einen ansehnlichen Zug organisieren. Viele Genossinnen und Genossen unterschiedlicher Organisationen und Parteien machten diesen kleinen Erfolg erst möglich. Sehr zahlreich unterstützen uns Mitglieder der KPD. Mitstreiter der DKP, der Partei Die Linke, der Friko Potsdam, der FDJ, der VVN/BdA und natürlich des Freundeskreises hatten Anteil. Die bekannte Fotojournalistin Gabriele Senft dokumentierte die gesamte Aktion von Anfang bis Ende (siehe eine kleine Auswahl im Anhang, es folgt eine Foto-Dokumentation). Den weitesten Weg (mit vier Stunden einfacher Fahrtzeit!) hatten die teilnehmenden Genossinnen und Genossen von der Insel Rügen, gefolgt von Freunden aus Dresden, Frankfurt/Oder, Berlin, Königs Wusterhausen und Umgebung, sowie aus Potsdam.
Wir denken, wir haben ein Stück mehr Öffentlichkeit mit dieser für unseren Freundeskreis ganz neuen Aktionsform geschaffen – die in die Höhe geschnellten Zugriffe auf unsere Internetseite gestern und heute belegen das. Und: Es hat einfach auch einen riesigen Spass gemacht!!!
Danke nochmals an alle Beteiligten und Teilnehmer für die Vorbereitung und Durchführung unseres “PROTESTZUGES von Ziegenhals nach Potsdam”.
Gestern berichtete auch der Fernsehsender rbb in seiner Sendung “Brandenburg aktuell” über unseren Protestzug. Wir bedanken uns für die Berichterstattung . Allerdings: Es handelt sich hier nicht etwa um eine “ehemalige Gedenkstätte”. Das perfide an der Situation ist ja gerade, dass es sich hier, nach wie vor, um eine denkmalgeschützte Gedenkstätte handelt, für die Abrissgenehmigungen ausgestellt wurden. Der Denkmalschutz gilt so lange, wie der erste Bagger ihn buchstäblich zerstören sollte. Eine Tatsache, die wir erfolgreich verhindern wollen.
(Kompletter Link zur letzten Nachricht im Nachrichtenblock I der Sendung “Brandenburg aktuell, im rbb, 21.11.2009:
http://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/index.media.%21etc%21medialib%21rbb%21rbb%21aktuell%21aktuell_20091121_eins.html)