Befehdet seit dem ersten Tag

Ein hierzulande wichtiges Ereignis wiederholt sich in Kürze zum 20. Mal: Der 03. Oktober steht bevor und mit ihm der Jahrestag der formalen Bestätigung des Sieges der Konterrevolution in der DDR.

Bereits 1981 schrieben Eberhard Heinrich und Klaus Ullrich in „Befehdet seit dem ersten Tag“ (vgl. „Literaturempfehlungen“) Sätze, die unsere Genossen aus der DDR heute mit ihren Erfahrungen ergänzen können:

Jedermann, der die Geschichte der Klassenkämpfe in Deutschland verfolgt hatte und der nicht an irgendwelche närrische Mythen vom gleichen Blut und gemeinsamen Boden glaubte, war durchaus klar, dass sich das Alte nicht so ohne weiteres mit der Existenz des Neuen abfinden würde, dass der Kampf, die Auseinandersetzung nun nicht aufhören, sondern weitergehen wür- den, wenn auch offenbar in neuen Formen. Dennoch vermochte sich kaum jemand das konkret vorzustellen, was dann tatsächlich geschehen ist. […]. Es gibt in diesen dreißig Jahren buch- stäblich keinen Tag, an dem die Deutsche Demokratische Republik nicht angegriffen worden wäre, in jeder Weise und mit jedem Mittel – eines ausgenommen: der große Krieg. Ihn nicht vom Zaune gebrochen zu haben, ist allerdings keineswegs Verdienst der herrschenden Kräfte in der BRD […].

Zwanzig Jahre nach 1990 ist der 03. Oktober nun offiziell „Feiertag“. Er ist „Feiertag“ des Kapi- tals, der Reaktionäre und der Revanchisten. Er ist „Feiertag“ des Imperialismus, der endlich wieder Krieg von deutschem Boden aus führen kann. Wessen „Feiertag“ er nicht ist, das wird deutlich bei der Lektüre eines Leserbriefes an die TAZ, den Genosse Hans Fricke uns freundli- cherweise weiterleitete. Birgit K. schreibt über ihr „Leben am Abgrund“:

Lebe ich noch, oder existiere ich nur noch? Diese Frage stellen sich viele Hartz IV-Betroffene oder Minirentner. Jeder Mensch empfindet anders, deshalb kann ich hier nur über meine Gefühle berichten. Ich erhalte 277 Euro EU-Rente. Das reicht nicht zum Leben und nicht zum Sterben. Mit meinen Ehemann lebe ich in einer Bedarfsgemeinschaft und erhalte zusätzlich Hartz IV. Mein Mann ist 56 Jahre alt und hat keine Chance mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt. Ich bin zwar erst 49, aber zu 70 Prozent behindert und sitze im Rollstuhl. […]
Ein Leben am Abgrund – ich weiß, was das bedeutet. Je weiter der Monat voranschreitet, leert sich der Kühlschrank immer mehr. Die Werbungen mit Sonderangeboten bei Lebensmitteln werden sorgfältig studiert. Ein dringend nötiger Schrank wird immer ein Traum bleiben. Die größte Angst hat man vor Reparaturen, z. B. am Kühlschrank. Am kulturellen Leben kann man nur bei kostenlosen Veranstaltungen teilnehmen. Dafür muss man sich durch Bürokratenkram wälzen. Vergisst man einen Antrag oder eine Auflage, hat es schwerwiegende Folgen.
Sind wir eigentlich noch Menschen oder nur unnötiger Ballast für die Gesellschaft? […]

Armut, soziale Deklassierung und Perspektivlosigkeit, neue Kriege – Bertolt Brecht schrieb 1945 über den Kapitalismus, die Menschen stünden darin „entsichert auf rollendem Boden“. Doch Genosse Kurt Gossweiler führte 2004 in seiner Analyse zum Revisionismus aus:

Die Sieger von gestern haben allen Grund zu dieser Furcht. Fünfzehn Jahre nach ihrem Triumph über den Sozialismus stecken sie in der tiefsten Krise ihres Systems: ökonomisch, politisch, sozial, kulturell, und nicht zuletzt: ideologisch. Immer deutlicher wird: Die allgemeine Krise des Kapitalismus ist trotz der Niederlage des Sozialismus in Europa nicht überwunden, sondern dau- ert fort und vertieft sich. Und es wächst der Widerstand. […] Eine an der Leipziger Universität angefertigte und am 19. September 2002 auszugsweise im “Neuen Deutschland” veröffentlichte Studie macht deutlich:

Nachdem die DDR-Bürger 12 Jahre lang die Segnungen des realen, unverfälschten Kapitalismus über sich ergehen lassen mussten, haben selbst Jugendliche, die nur wenige Jahre noch als Bürger der DDR erlebt haben, die Erfahrung gemacht, dass die in der DDR herrschende sozialis- tische Gesellschaftsordnung – trotz ihrer fortgeschrittenen Deformation – menschenfreundlich war, die der Bundesrepublik dagegen dies ganz und gar nicht ist. In der Studie ist über die Ansichten der befragten Jugendlichen zu lesen: (Revisionismus – Totengräber des Sozialismus)

Im Juli 2010 aktualisierte Adam Antinus: 


Was sich gegenwärtig in der kapitalistischen Welt abspielt, ist aber weit mehr als eine der sich periodisch wiederholenden ökonomischen Krisen, es ist die sich gerade rasant verschärfende allgemeine Krise der kapitalistischen Gesellschaft, die alle, sämtlich alle gesellschaftlichen Berei- che erfaßt hat. Sie zeigt sich in der Zerrüttung der Staatsfinanzen, in den politischen „Fieber- anfällen“ […], es zeigt sich im kulturellen und moralischen Verfall, die die bürgerliche Gesell- schaft immer dekadenter erscheinen läßt, in der Zerstörung der inneren sozialen Zusammen- hänge. Es zeigt sich in der immer hemmungsloseren Vernichtung der Lebensgrundlagen der Zivilisation im Wettrennen der imperialistischen Mächte um die noch zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen. Der Profit war und ist der Maßstab, der „Meßbecher“ des „Erfolgs“ für Banken und Konzerne, nur ist diese maßlose Gier inzwischen auf einem Niveau angekommen, in der nicht nur die militärische Vernichtung, sondern die generelle Vernichtung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Grundlagen der menschlichen Existenz an sich billigend in Kauf genommen wird. Nach uns die Sintflut ist zum Motto einer unübersehbar im Abstieg befindlichen kapitalistischen Gesellschaft geworden. (hier vollständig: TA JULI 2010.)


Und weiter (ebd.): Der Ausweg liegt allein in der revolutionären Überwindung des Kapitalismus und der Errichtung sozialistischer Verhältnisse. Eine Aufgabe, die nur die Arbeiterklasse im Bündnis mit anderen Werktätigen lösen kann. Niemand sonst wird für einen Ausweg aus kapita- listischer Krise und Zerstörung sorgen. Den Kommunisten als bewußtester Teil der Arbeiterbe- wegung kommt dabei eine besondere Verantwortung zu.


NEHMEN WIR DIESE VERANTWORTUNG AN – UND NEHMEN WIR SIE ERNST! SOZIALISMUS ODER BARBAREI!

Martin

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