AG Bildung: Die einfache Warenzirkulation
Im letzten Beitrag haben wir uns mit der Frage der Wertform einer Ware beschäftigt. Es wurde festgestellt, dass eine Ware ihren spezifischen Wert nicht durch sich selbst darstellen und ausdrücken kann sondern hierzu eine andere Ware benötigt. Ferner haben wir über die einfache Wertform und der entfalteten Wertform die allgemeine Wertform abgeleitet, bei der alle auf dem Markt befindlichen Waren sich in einer Ware, die sich in der der Äquivalentform befindet, ausdrücken können. Mit zunehmender Entwicklung der Produktivkräfte entwickelte sich aus diversen Naturalien und/oder Edelmetallen das Geld als allgemeine, gesellschaftlich anerkannte Äquvialentform für die Ware. Geld stellt somit ein Wertmaß für allgemeine menschliche Arbeit dar. Nun stellt sich allerdings die Frage, wozu das Geld dient.
Stellen wir uns irgendeinen Warenbesitzer vor, der z.B. einen Topf zum Markt trägt. Diesen Topf (als Träger des Wertes) veräußert er und erhält dafür Geld (als Wertgestalt). Von dem erhaltenen Geld kann unser Warenbesitzer nun Schuhe kaufen, die er als Gebrauchsgegenstand mit nach Hause nimmt. Als Ergebnis des Handels kann der Warenbesitzer nun ein Paar Schuhe statt einen Topf sein Eigen nennen: bei gleichem (Tausch)-Wert unterscheiden sich die ausgetauschten Waren allerdings durch ihre spezifische Nützlichkeit.
Verkaufen um zu kaufen, daß ist das Ziel der einfachen Warenzirkulation:
W(are) – G(eld) – W(are)
Die einfache Warenzirkulation – der Verkauf für den Kauf – dient einem außerhalb der Zirkulation liegenden Zweck, nämlich der Aneignung von Gebrauchswerten resp. die Befriedigung von Bedürfnissen. Die Konsumtion der Ware durch ihren Besitzer verdrängt die Ware folglich aus der Zirkulation.
Der einfache Warenzirkulation vollzieht sich in zwei entgegengesetzten und einander ergänzenden Formwechseln: Verwandlung der Ware in Geld und ihre Rückverwandlung aus Geld in Ware. Der Formwechsel ist zugleich der Handel des Warenbesitzers: 1. Verkauf und Austausch der Ware mit Geld sowie 2. Kauf und Austausch des Geldes mit Ware. Aber gerade durch die Verdoppelung der Ware in a) Ware und b) Geld drückt sich der beständige Gegensatz der Ware in Gebrauchswert und (Tausch)-Wert aus: Eine bestimmte Ware hat real einen bestimmter Gebrauchswert – ihr gesellschaftlich bestimmter Wert erscheint im Austauschprozess aber “ideell im Preis” und das der Ware gegenüberstehende Geld als seine “reelle Wertgestalt”. „Diese gegensätzlichen Formen der Waren sind“ nach Marx “die wirklichen Bewegungsformen ihres Austauschprozesses“ (S. 119).
Beim Austausch von Ware gegen Ware wird durch das Auftreten von Geld als Tauschäquivalent die Herkunft des Gebrauchswertes einer Ware, nämlich Produkt menschlicher Arbeit zu sein, verschleiert. Es scheint so, als besäßen die Waren selbst keinen Wert mehr, sondern erhalten diesen erst auf dem Markt durch den Austauschprozeß mit Geld.
Bei der Warenzirkulation tritt das Geld lediglich in seiner Eigenschaft als reines Zirkulationsmittel in Erscheinung, in dem es (vernachlässigt man die Spekulationen, etc.) den „Preis“ der Ware realisiert. Es fungiert noch nicht als, da
a) die Zirkulation W – G – W – wie wir gesehen haben – der Befriedigung von Bedürfnissen dient und die Ware Ausgangs- und Endpunkt der Zirkulation darstellt und
b) aus der Bewegung W – G – W kein Mehrwert entstehen kann, da lediglich äquivalente Werte miteinander getauscht werden. Dennoch ist die Warenzirkulation der logische Ausgangspunkt des Kapitals. Marx betonte
“Warenproduktion und entwickelte Warenzirkulation, Handel, bilden die historischen Voraussetzungen, unter denen es entsteht. Welthandel und Weltmarkt eröffnen im 16. Jahrhundert die moderne Lebensgeschichte des Kapitals.“ (Karl Marx, Das Kapital, I. Band, S. 161)
Im nächsten Newsletter werden wir der Frage nachgehen, wie aus Geld Kapital entsteht.
Abschließend wird auf das Studium des Originaltextes von K. Marx (Das Kapital, Bd. I, S. 109-142) verwiesen.
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