Privates Geldvermögen in Deutschland auf Höchststand
Vom Aufschwung der Gewinne und Profite 2010/11 profitieren Vermögende und KapitalbesitzerInnen.
Die Gruppe der Gewinner des wirtschaftlichen Aufschwungs ist sehr klein. Lohnarbeiter/innen profitieren nicht. Die Reallöhne stiegen lediglich um 0,1 Prozent. Ganz anders sieht es bei Deutschlands Bourgeoisie und Administration, Vermögenden, Kapitalbesitzern und Lobbyisten aus. Deren Geldvermögen wuchs im Jahr 2010 um 4,7 Prozent. Laut DGB scheinen Deutschlands Vermögende konjunkturelle Achterbahnfahrten nicht zu kennen, denn ihr Privatbesitz ist selbst in der Finanz- und Wirtschaftskrise gestiegen.
“Die Deutschen” waren Ende 2010 “durchschnittlich” so reich wie nie zuvor. Im Jahr 2010 kletterte das Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte um 220 Milliarden Euro auf den bisherigen (offiziellen) Höchststand von rund 4.880 Milliarden Euro – auch dank der Steuergeschenke durch die jeweiligen Lobby-Bundesregierungen der vergangenen Jahre. Zusätzlich zu den 4,88 Billionen Euro kommen weitere 8 Billionen (8.000 Milliarden Euro) an Sachvermögen und Immobilien.
Das gesamtwirtschaftliche Geldvermögen in der Bundesrepublik Deutschland beläuft sich in etwa auf das Doppelte der bundesdeutschen Wirtschaftsleistung und auf das Dreifache des Gesamtschuldenstandes der öffentlichen Haushalte. Angesichts dieser sehr hohen Vermögen (vor allem aus abhängiger differenzierter Lohnarbeit und deren Wert- und Mehrwertschöpfung) ist die BRD-Staatsverschuldung nicht bedrohlich (allenfalls für die werktätige Bevölkerungsmehrheit und die Armen in der Gesellschaft).
Das Vermögen (Geld- und Sachleistungen, Immobilien, etc.) in Deutschland ist sehr ungleich verteilt. Weiterhin: Zwei Drittel der Erwachsenen verfügen über kein Vermögen oder nur über ein sehr geringes Vermögen. Hingegen die reichsten 10 Prozent in der deutschen Bevölkerung über 60 Prozent, und das reichste eine Prozent (1/100) sogar über rund 25 Prozent des Gesamtvermögens besitzen. Die in den letzten Jahrzehnten von allen bürgerlichen Regierungen und Parteien betriebene stetige steuerpolitische Umverteilung von unten nach oben sorgte maßgeblich für die ungebrochene Vermögenskonzentration bei Wenigen. Gerade auch diese ungleiche Entwicklung führte mit zur globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Das “überschüssige Kapital der Vermögenden” suchte sich immer rendite- und profitträchtigere Anlageziele.
Der sozialdemokratische DGB fordert: “Das muss sich ändern: Deshalb bedarf es einer gerechteren Vermögensverteilung. Eine stärkere steuerliche Belastung auf höhere Vermögen und Einkommen entlastet den Staat und reduziert die Spieleinsätze für risikoreiche Wettgeschäfte auf den internationalen Finanzmärkten.”
Quelle: DGB, 14.01.2011. Klartext 02/2011: Privates Geldvermögen in Deutschland auf Höchststand.
http://www.dgb.de/themen/++co++85597702-1fe2-11e0-509a-00188b4dc422
Empfehlung:
Klassengesellschaft, Erbschafts-, Eigentums- und Vermögensverteilung in Deutschland. Der Reichtum aus Lohnarbeit in der Klassengesellschaft konzentriert sich am oberen Ende der Raub- und Vermögensskala – auch in der Finanz- und Wirtschaftskrise des Kapitals.
www.debatte.info/fileadmin/download/rschramm_10052009.pdf
17.01.2011, Reinhold Schramm