DGB-Mini-Mindestlohn von 8,50 Euro befördert Altersarmut, Hartz-IV und Sozialhilfe!
Notwendig ist ein flächendeckender Mindestlohn ab 12 Euro aufwärts!
Wer in seinem Arbeitsleben nur Geringverdiener war und 1500 Euro monatlich verdient hat, muss bereits heute 43 Jahre in Vollzeit arbeiten, um die gesetzliche Grundsicherung, analog Hartz IV bzw. Sozialhilfe, zu erhalten. Im Hinblick auf die Altersversorgung haben sich damit mehr als vier Jahrzehnte physische und psychische Arbeit nicht gelohnt, denn den offenen Hartz-IV-Vollzug gibt es ohnehin.
Die Entwicklung der Arbeitslöhne bildet über das Umlageverfahren die Grundlage zur Finanzierung der Renten und durch die individuelle Lohnhöhe entsprechend dem Äquivalenzprinzip von Beiträgen und Leistung wird der (spätere) individuelle Rentenanspruch festgelegt.
Nur ein „guter Lohn“ im Kapitalismus führt auch zu einer „guten Rente“. Diese Wahrheit sollte vor diesem Hintergrund auch für die „Sozialpartner“ und andere Opportunisten eine Binsenweisheit sein.
Es muss eine entsprechende Lohnsumme vorhanden sein, um die laufenden Renten bezahlen zu können und den Rentenbeitrag auf einem ‘akzeptablen’ Niveau zu halten, und der individuelle oder kollektive Arbeitslohn sollte eine bestimmte Höhe erreichen, um im Alter eine auskömmliche und menschenwürdige Rente sicherzustellen.
Der Rückgang der realen Arbeitslöhne für große Teile der werktätigen Bevölkerung und der Lohnquote an der realen -tatsächlichen gesamtwirtschaftlichen- Wertschöpfung haben die Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung erheblich eingeschränkt. Durch die Kopplung der Rentenzuwächse an die allgemeine Lohnentwicklung sind nicht nur die unteren Löhne, sondern auch die Renten hinter der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung zurückgeblieben.
Beispielsweise: In den letzten beiden Jahrzehnten ist die Produktivität im verarbeitenden Gewerbe, im Handel, in Banken und Versicherungen um 35 Prozent gestiegen, die Reallöhne sind aber im gleichen Zeitraum um 7 Prozent gesunken, so die Feststellung des Ökonom Prof. Harry Nick im ND vom 12. März 2010.
Zugleich führt ein sich ausbreitender Niedriglohnsektor dazu, dass immer mehr Menschen im Alter nur noch Mini-Renten beziehen und Altersarmut zu einem Massenphänomen wird.
Eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung kommt zur Feststellung: „Ein Drittel jobbt für unter 12 Euro“. Bereits 36 Prozent aller abhängig Beschäftigten arbeiten für einen Mini-Niedriglohn unter 12 Euro. [1] –
Es ist nicht die Aufgabe der DGB-Gewerkschaften Mini-Arbeitslöhne unter 12 Euro zu propagieren und damit gleichzeitig die soziale Armut: Hartz-IV, Altersarmut und Sozialhilfe bzw. die unzureichende gesetzliche „Grundsicherung“ im Alter zu befördern.
Aufgabe der DGB-Gewerkschaften und sozialen Bewegungen muss es vor allem sein, für auskömmliche Arbeitslöhne zu kämpfen und sich nicht den Verwertungsvorstellungen der Kapitalinteressen von BDI und BDA-Verbänden und deren Lobbyisten in Parteien, Regierungen und Parlamenten zu beugen.
Erinnerung
Der DGB berichtete bereits am 19.05.2008 wie folgt:
„Die Dimension des Armutsproblems wird umso deutlicher, wenn man berücksichtigt, dass die Armutsschwelle trotz der hohen Inflation von 2003 bis heute (von 938 auf 781 Euro) abgesenkt wurde.“ (C)
Hierzu nochmals: Es ist nicht die DGB-Aufgabe, Mini-(Netto und Brutto)-Mindestlöhne unterhalb der Armutsschwelle von 2003 – ohne auskömmlichen Rentenanspruch – zu befördern, sondern auskömmliche Arbeitslöhne und (menschenwürdige) gesetzliche Altersrenten durchzusetzen. Dies, auch im gewerkschaftlichen Arbeitskampf, auch unter Beteiligung der Stammbelegschaften in den Betrieben, der Kolleginnen und Kollegen bei Volkswagen, BASF, Siemens, E.ON, Vattenfall, Daimler und BMW an solidarischen Kampfmaßnahmen. – Für ihre Beteiligung am flächendeckenden Arbeitskampf und gegen den Arbeitsfrieden zwischen Arbeit und Kapital müssen nicht nur DGB-Gewerkschafter kämpfen!
http://www.boeckler.de/32014_114001.html
Empfehlung, – nicht nur für Funktionäre und „Sozialpartner“ bzw. Kapitalpartner:
http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_diskp_164.pdf
http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/kombilohn/niedrtarif.pdf
http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/allg/schramm.pdf
http://www.trend.infopartisan.net/trd0611/t230611.html
03.06.2011, Reinhold Schramm